Purrmann-Haus

Flirrende Farben und eine große Liebe

Die Geburtshäuser von gleich zwei Malern, die weit über ihre Heimatstadt hinaus zu Ruhm gelangten, sind in Speyer zu finden. Zum einen das von Anselm Feuerbach, zum anderen das von Hans Purrmann, der nur ein paar verwinkelte Gassen entfernt vom Dom 1880, im Todesjahr Feuerbachs, das Licht der Welt erblickte. Hineingeboren wurde er in eine Welt der Farben: Seiner Familie gehörte der renommierteste Malerbetrieb der Stadt. Wer etwas auf sich hielt, ließ edle Stuckdecken und die neueste Tünche von Purrmann ausführen. „Schon früh erkannten seine Eltern, dass Hans’ Talent an den Betrieb verschwendet wäre, und förderten seine Karriere als Künstler“, erklärt Maria Leitmeyer, Kustodin des Purrmann-Hauses. Das Geburtshaus wurde von der Stadt erworben und 1990 zum Museum umgebaut.

Von Speyer bis Paris

Jedoch nicht nur der beachtliche Werdegang Purrmanns, der ihn von Speyer über München, an die Akademie der Bildenden Künste als Schüler von Franz von Stuck, bis nach Berlin führte, wo er der „Berliner Secession“ angehörte, ist im Purrmann-Haus zu entdecken. Vielmehr steht auch die Beziehung zu seiner über viele Jahre in Vergessenheit geratenen Künstlerkollegin und Ehefrau Mathilde Vollmoeller (1876–1943) im Fokus. In Paris zählte Hans Purrmann zu den Gründungsmitgliedern der „Académie Matisse“. Eben hier traf er im Winter 1908/09 auf die aufstrebende Malerin aus Stuttgart. Diese feierte in Berlin als Schülerin von Sabine Lepsius und Leo von König ihre ersten künstlerischen Erfolge. Den Zenit ihrer Laufbahn erlebte sie in Paris mit zahlreichen Ausstellungen in den Kunstsalons, in denen sich die Avantgarde präsentierte.

1912 heirateten die beiden, ein Einschnitt für Mathildes Karriere: „Nach der Hochzeit mit Hans trat ihr künstlerisches Schaffen trotz der Unterstützung ihres Mannes zugunsten der Familie in den Hintergrund“, erklärt Maria Leitmeyer. Dass dies durchaus dem Wunsch der Künstlerin entsprach, ist in dem ausführlich dokumentierten Briefwechsel nachzulesen, der viele weitere Einblicke in Leben und Arbeit des Künstlerpaares liefert. „Nicht zuletzt waren die harten Einschnitte durch die beiden Weltkriege für das Künstlerpaar auch existenziell schwierige Zeiten“, berichtet Leitmeyer.

„Künstlerpaare der Moderne“

Paris muss das Paar mit Beginn des Ersten Weltkriegs verlassen, während des Zweiten Weltkriegs gehen die beiden nach Italien. Hans Purrmann hat das Glück, die Villa Romana in Florenz leiten zu können, eine Zufluchtsstätte für Kolleg*innen, deren Kunst wie Purrmanns als entartet geächtet wurde. Mathilde stirbt noch während des Krieges, Hans zieht später in die Schweiz. Im Elternhaus von Hans Purrmann, das das Künstlerpaar immer wieder besuchte, lebt die Kunst des Paares nun unter einem Dach fort. Neben der Geschichte der Purrmanns ist auch das Werk der beiden an diesem ein wenig verwunschen wirkenden Ort ein Erlebnis. Blumenstillleben und mediterrane Landschaften erzählen in flirrenden Farben von einem Leben, das die Welt in Bildern erfasste. Seit September präsentiert das Museum im neuen Erweiterungsbau zudem Sonderausstellungen zur Kunst der Moderne, Auftakt macht die Schau: „Künstlerpaare der Moderne“.

„Hans Purrmann und Mathilde Vollmoeller-Purrmann im Diskurs“
bis 26.03.2023
Purrmann-Haus, Speyer
www.speyer.de/purrmann-haus
Bildnachweis:
Hans Purrmann und Mathilde Vollmoeller-Purrmann auf Korsika 1912 © Hans Purrmann Archiv

Purrmann-Haus

Das Purrmann-Haus ist nicht nur Museum, sondern auch als Archiv und Forschungsstätte in zahlreiche Ausstellungskooperationen und wissenschaftliche Projekte eingebunden. Neben der ständigen Sammlung präsentiert das Purrmann-Haus wechselnde Kabinettausstellungen. Ein umfassendes museumspädagogisches Programm für vielfältige Besuchergruppen, zahlreiche Veranstaltungen und vieles mehr machen das Museum zu einem lebendigen Ort kulturellen Austauschs.
AdressePurrmann-Haus // Kleine Greifengasse 14 // 67346 Speyer // Tel. 06232 142020 // E-Mail. museum-purrmann-haus@stadt-speyer.de
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