30 Jahre Café Central

Hier kocht der Chef

Drei Jahrzehnte — konserviert an drei Wänden voller Plakate. Von rechts schaut Mambo Kurt auf die Bühne. Der „King of Heimorgel“ gehört fest ins Programm des Café Central. Weiter in der Mitte hängen die Jungs von Knorkator, die gerne auch mal auf Klobürsten musizieren und das Publikum mit gehäckseltem Gemüse beschießen. Nachdem die Band zum ersten Mal in Weinheim zu Gast war, pulte Michael Wiegand Gurkenstücke aus dem Mischpult. „Das war legendär“, erinnert sich Wiegand und lässt seinen Blick über die Poster schweifen: Casper, KIZ, Zebrahead, Napalm Death, Samy Deluxe — alle waren hier. Die meisten, lange bevor sie groß rauskamen.

Seinen 30. Geburtstag feiert das Café Central in diesem Jahr. Seit 1995 holt Clubbetreiber Michael Wiegand Bands aus aller Welt und aus allen Genres nach Weinheim. „Ich bin da reingestolpert“, sagt Michael Wiegand über die ersten Jahre, als sie den Club aufbauten. Schon als Jugendlicher veranstaltete der gebürtige Mörlenbacher Konzerte im Odenwald. „Im Odenwald musst du selbst etwas machen, sonst bist du verloren. Das war Rock’n’Roll“, sagt der Clubchef. Zwischenzeitlich spielte er Bass, Gitarre und Schlagzeug in vier Bands, „klassischer Noise-Rock“. Als ein befreundeter Sozialarbeiter das ehemalige Jugendzentrum übernahm, holte er Wiegand und einen Bekannten ins Boot. Drei Jahre später stiegen die anderen aus. Seither leitet Wiegand den Club alleine.

War der Club anfangs vor allem für Punkrock bekannt, treten heute auch Metal-Bands aller Spielarten auf. „Das Central hat ein Eigenleben entwickelt“, meint Wiegand und grinst verschmitzt. „Wir sind ein bisschen szeniger geworden.“ Gerade war etwa die Band Gutalax aus Tschechien da. Goregrind heißt der Musikstil, den sie spielen. „Die grunzen nur, aber auf hohem Niveau“, erklärt Wiegand und meint es kein bisschen ironisch. Dazwischen Lesungen, Disco, Kinderzirkus, Techno, Ska, der Odenwälder Shanty Chor, Newcomer und viele Künstler*innen aus der Region. „Nur Schlager und Rechtsrock wird man bei uns nie hören.“

In der Anfangszeit übernachteten die Bands, die Wiegand buchte, auch mal in seinem alten Kinderzimmer. „Es war ein harter Weg“, sagt er über diese Zeit, in der die Agenturen keine Ahnung hatten, wo Weinheim liegt, und sich einfach nicht zurückmeldeten. Also setzte Wiegand auf lokale Bands und Newcomer, auf gutes Essen und einen vernünftigen Sound. Und das Konzept ging auf. Viele der Bands, die heute im Central auftreten, kennt Wiegand schon seit Jahrzehnten. Für sie serviert der Clubbesitzer auch mal Putenbraten und Bohnen, wie überhaupt alle Bands vom Chef persönlich bekocht werden. „Ich sehe mich ein bisschen als Herbergsvater“, sagt Wiegand und lacht. „Deshalb ist es mir auch wichtig, dass die Künstler*innen, die ich buche, nicht nur gute Musik machen, sondern auch nette Menschen sind.“

Café Central, Weinheim
www.cafecentral.de

Tipp! Das ausführliche Porträt des Café Central finden Sie auf www.wosonst.eu, dem Reise- und Heimatmagazin Rhein-Neckar
Bildnachweis:
Dennis Ott (Club); Torsten Redler (Wiegand)

Café Central

Seit 1995 bietet das Café Central ein spannendes und abwechslungsreiches Musikprogramm mit Punkrock, Metal, Harcore, Hip Hop, Ska oder Indie. Der Club gehört zu den dienstältesten in der Region und hat sich als erste Adresse in Sachen alternativer Musik etabliert.
AdresseTocopillA Events/Café Central Weinheim // Bahnhofstraße 19 // 69469 Weinheim // Telefon 06201 13093 // E-Mail booking@cafecentral.de
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