Beim Wormser Konkordat ging es ja im Wesentlichen um das Verhältnis von geistlicher und weltlicher Hemisphäre. Und genau diese Frage, welche Kompetenzen, welchen Einflussbereich und welche Verbindlichkeiten für das politische, gesellschaftliche und private Leben die Kirche besitzt, beschäftigt uns auch heute immer wieder. Das Konkordat hat zumindest vorübergehend den Konflikt zwischen Staat und Kirche um die Vormachtstellung in Deutschland und einem Teil Europas beigelegt. Vieles, was wir heute für selbstverständlich halten, war es lange Zeit nicht.Der Investiturstreit hat fast 50 Jahre gedauert. Warum war es dem Kaiser so wichtig, Bischöfe einzusetzen?
Das hat damit zu tun, dass die Kirche eine ganz andere Stellung hatte. Die Bischöfe hatten in der Regel als Adelige gleichzeitig weltliche Funktionen. Sie verwalteten Kronland, hatten Markt- und Zollrechte und stellten Truppen zur Verfügung. Das machte den Anspruch des Kaisers, hohe Kirchenvertreter zu ernennen, plausibel, vielleicht sogar notwendig.
Wir setzen bei der Präsentation auf eine Mischung aus historischen Exponaten und innovativen Formaten. Ein zentrales Element der Ausstellung ist eine Graphic Novel, die entlang zweier Ausstellungswände in der Andreaskirche in das Thema einführt. Außerdem liefert ein Audioguide über das eigene Smartphone die Hintergründe und auf „Hör-Thronen“ kann man dem Disput zwischen Heinrich IV. und Papst Gregor VII. folgen. Schließlich haben wir auch ein Escape-Spiel entwickelt. Mit ihrem Smartphone können Besucher*innen dabei Aufgaben und Rätsel lösen.Und welche historischen Exponate werden das sein?
Wir zeigen historische Exponate aus dieser Zeit, die die weltliche und die geistliche Macht veranschaulichen. Aus dem Mainzer Dom- und Diözesanmuseum haben wir das Ruthardtskreuz zur Leihe bekommen, den Aribert-Ring sowie einen Kelch und eine Patene aus dem Hochmittelalter. Das Von-der Heydt-Museum in Wuppertal stellt uns das Gemälde „Die Entführung des Papstes Paschalis II.“ von Karl Friedrich Lessing, einem bedeutenden Historienmaler des 19. Jahrhunderts, zur Verfügung. Und das Historische Museum der Pfalz in Speyer leiht uns den Originalsarkophag von Kaiser Heinrich V. und auch das steinerne Kopfpolster von Heinrich IV. Aus Privatbesitz erhalten wir zudem das „Orlacher Missale“, ein wertvolles Messbuch aus dem späten 11. bis frühen 12. Jahrhundert als Pergamenthandschrift. ‹
24. September bis 30. Dezember 2022
Museum der Stadt Worms im Andreasstift
www.museum-andreasstift.de
Bildnachweis:
Eichfelder Artworks (Grafik); Stefan Weißmann (Fotos)Museum der Stadt Worms im Andreasstift
In einem der schönsten Gebäude von Worms, im vormaligen St. Andreasstift, präsentiert das Museum der Stadt Worms eine spannende Reise durch die Stadtgeschichte. Regelmäßige Sonderausstellungen greifen aktuelle Themen auf. Zum reichen Schatz des Museums gehören zahlreiche Grabungsfunde aus der Stadt und der näheren rheinhessischen Umgebung aus der Bronze- sowie der Jungsteinzeit. Nicht weniger eindrucksvoll ist die Römische Abteilung des Museums: Dort befinden sich Weiheinschriften, Altäre, Tafelgeschirr, prachtvolle Gläser und Krüge. Die Funde der Franken, die Worms um 500 n. Chr. besiedelten, bereichern die Sammlung und Luthers historisch bedeutsamer Auftritt vor dem Wormser Reichstag 1521 wird im Museum genauso gewürdigt wie die Stadtgeschichte des frühen Mittelalters bis zur Neuzeit.
AdresseMuseum der Stadt Worms im Andreasstift // Weckerlingplatz 7 // 67547 Worms // Telefon: 06241 853-4105/-4101 // E-Mail: museum@worms.de // Facebook: @Museum der Stadt Worms im Andreasstift // Instagram: @museum_andreasstift
ÖffnungszeitenDienstags bis sonntags sowie feiertags 11–17 Uhr, montags geschlossen