Kunst im Einkaufszentrum, in Parks oder in der Kirche — „AnEignungen“ hieß im niedersächsischen Langenhagen eine Ausstellung, mit der Ursula Schöndeling, damals Leiterin des dortigen Kunstvereins, 2012 die Kunst zu den Menschen brachte. 30 internationale Künstler kamen damals in den Ort bei Hannover. Grundlage waren deutschland-, ja europaweite Netzwerke, auf die sie sich so gut versteht.
Jetzt wechselt Schöndeling an den Neckar und wird ab Januar 2017 Direktorin des Heidelberger Kunstvereins. Der ist nicht nur einer der ältesten in Deutschland, sondern auch einer der renommiertesten: 2009 war er, unter Leitung von Johan Holten, von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine zum besten des Landes gekürt worden. Eine Auszeichnung, für die Schöndeling schon fünf Mal nominiert war. Weil sie Kunst nah am Zeitgeist zeigt und nah an der Lebensrealität der Menschen.„Kunstvereine verfügen nicht über Sammlungen, sondern haben sich immer schon für zeitgenössische künstlerische Arbeit engagiert“, erklärt Schöndeling, die in Köln und Frankfurt studierte. Schon zu dieser Zeit nutzte sie Freiräume für erste Ausstellungsprojekte: Mit Künstlern der Städelschule gründete sie den Projektraum „Oskar von Millerstraße“ und organisierte Projekte in umgenutzten Räumen. Frisch aus dem AtelierNoch heute kommen die Werke, die sie ausstellt, oft frisch aus dem Atelier. „Anders als im Museum, wo sie schon mit einer gewissen Weihe ausgezeichnet sind, erleben wir Kunstvereine als Orte von Echtzeitproduktion.“ Das sei Herausforderung und Chance zugleich — und eine adäquate Vermittlung deshalb wichtig. Neben Lehrtätigkeiten zur Kunstvermittlung und kuratorischen Praxis sowie Führungen und Workshops hat sie auch ungewöhnliche Formate entwickelt, etwa ein Kunst-Radio für die Bürger. Was reizt sie an der Metropolregion? „Die Vielstimmigkeit der Kunst- und Kulturinstitutionen“, sagt Schöndeling. Spannend findet sie vor allem die unterschiedliche Größe und Ausrichtung der Häuser hier, wie etwa das Kurpfälzische Museum, dessen unmittelbarer Nachbar ihr Kunstverein ist. Dort hängen auch Gemälde von Anselm Feuerbach, dem prominentesten Gründungsmitglied des Heidelberger Kunstvereins. Historisches und Tagesaktuelles in einem Gebäude. Ein Widerspruch ist das nicht, das will Schöndeling spätestens 2019 zeigen. Dann feiert der Kunstverein sein 150. Jubiläum. Aktuelle Ausstellung: „Das Lineal der Gerechtigkeit — Silvia Bächli — Geta Brătescu — Andrea Tippel“, 17. September bis 20. November 2016
Heidelberger Kunstverein
Der Heidelberger Kunstverein wurde 1869 von kunstinteressierten Bürgerinnen und Bürgern gegründet.Heute liegt der Fokus auf internationaler zeitgenössischer Kunst. Der Heidelberger Kunstverein gestaltet aktiv Produktion, Präsentation und Vermittlung von Gegenwartskunst und stellt sich der Herausforderung, ein öffentliches Forum für gesellschaftliche wie ästhetische Fragestellungen, kurz eine Institution der Zivilgesellschaft zu sein. Er gehört mit mehr als 800 Mitgliedern zu den mitgliedstarken und bundesweit beachteten Kunstvereinen. 2008 wurde der Heidelberger Kunstverein mit dem ADKV (Arbeitskreis Deutscher Kunstvereine)/Art Cologne Preis für herausragende Ausstellungs- und Vermittlungsarbeit ausgezeichnet.
AdresseHauptstraße 97 // 69117 Heidelberg // Tel. 06221 184086 // hdkv@hdkv.de
ÖffnungszeitenDienstag, Mittwoch & Freitag 12–19 Uhr, Donnerstag 15–22 Uhr, Samstag & Sonntag 11–19 Uhr
Infoswww.hdkv.de