Kunsthalle Mannheim

Lichtgestalten

  • Tavares Strachan
    © Guillaume Ziccarelli. Courtesy of the artist and Perrotin.
Seine Arbeiten sind spektakulär. Kein Aufwand ist zu groß, keine Distanz zu weit. Ganz gleich, ob es darum geht, einen viereinhalb Tonnen schweren Eisblock aus Alaska in seine Geburtsstadt Nassau zu transportieren (The Distance Between What We Have and What We Want, 2006), einen Satelliten per SpaceX-Rakete ins All zu befördern (ENOCH, 2018) oder sich gleich persönlich einem mehrjährigen Kosmonautentraining zu unterziehen (Orthostatic Tolerance, 2010–2012) — Tavares Strachan scheut die Herausforderung nicht. Gleichzeitig richtet der 1979 auf den Bahamas geborene und in New York lebende Künstler das Scheinwerferlicht auf Prozesse und Personen, die sonst nur allzu leicht in der Unsichtbarkeit verschwinden, und erzählt ihre Geschichten.

Erzählungen der Schwarzen Diaspora

Im vergangenen Jahr sorgte Strachan mit seiner an Leonardo da Vincis Letztes Abendmahl angelehnten Skulptur „The First Supper“ für Aufsehen. Ebenso wie in seiner Arbeit „Encyclopedia of Invisibility“ (2018), die in Mannheim zu sehen sein wird, tauchen hier schwarze Persönlichkeiten wie die Jazzmusikerin Sister Rosetta Tharpe, die Aktivistin Marsha P. Johnson oder der Astronaut Robert Henry Lawrence Jr. in Form der Apostel beziehungsweise als Lexikoneinträge analog zur Encyclopædia Britannica auf. „Obwohl sie alle Pionier*innen in ihrem jeweiligen Feld waren, sind ihre Namen nicht in die allgemeine Geschichtsschreibung eingegangen“, erklärt Luisa Heese, die die Retrospektive in der Kunsthalle Mannheim kuratiert. „Indem er diese Personen in den Kontext dieser kanonischen Werke rückt, widersetzt sich Strachan der Vorstellung der peripheren Geschichte und verortet die Erzählungen der Schwarzen Diaspora als zentrale Äußerungen innerhalb der westlichen Wissenssysteme.“

So stehen diese Arbeiten beispielhaft für zentrale Themen in Strachans Werk, in dem es immer wieder darum geht, Möglichkeitsräume zu eröffnen, um unsere kollektive Vergangenheit zu beleuchten und eine Zukunft der gemeinsamen Erzählungen zu entwickeln. Licht und Dunkelheit sind in diesem Zusammenhang wiederkehrende Motive; Strachan stellt Parallelen zwischen Geschichtsschreibung und physikalischen Phänomenen wie Supernovas, Polarlichtern und Sternen her.
  • Tavares Strachan: There Is Light Somewhere. Jah Rastafari with Rice Field (Stacked with Pineapple, Shield and Football), 2023.© Marc Blower. Courtesy the artist and the Hayward Gallery
Dass Mannheim als Ort für die erste große Retrospektive des Künstlers besonders geeignet ist, davon ist Heese überzeugt: „In unserer Stadt leben Menschen aus rund 170 Nationen, daher gibt es viele Anknüpfungspunkte, um globale Geschichten mit lokalen Erzählungen und Fragen zu verbinden“, betont die Kuratorin. „Deshalb entwickeln wir das Rahmenprogramm gemeinsam mit Akteur*innen der Mannheimer Stadtgesellschaft, die ihrerseits einen Bezug zu den Themen der Schau haben.“ ‹


Tavares Strachan
11. April bis 24. August 2025
Kunsthalle Mannheim
kuma.art
Bildnachweis:
Tavares Strachan: There Is Light Somewhere. Six Thousand Years, 2018. Foto: Marc Blower. Courtesy the artist and the Hayward Gallery

Kunsthalle Mannheim

Die Kunsthalle Mannheim zählt mit ihren Spitzenwerken von Edouard Manet bis Francis Bacon und ihrem Skulpturenschwerpunkt zu den renommiertesten Sammlungen von deutscher und internationaler Kunst der Moderne und der Gegenwart. Hochkarätige Sonderschauen internationaler zeitgenössischer Kunst vervollständigen das Ausstellungsprogramm. Gezeigt werden sie im Kerngebäude, dem imposanten, frisch sanierten Jugendstilbau von Hermann Billing aus dem Jahre 1907. Bis 2017 entsteht außerdem ein zukunftsweisender Neubau, der die Ausstellungsfläche um rund 1.300 Quadratmetern erweitert.
AdresseKunsthalle Mannheim // Friedrichplatz 4 // 68165 Mannheim // Tel. 0621 293 6413 // kunsthalle@mannheim.de
ÖffnungszeitenDienstag bis Sonntag 10–18 Uhr, Mittwoch 10–20 Uhr, 1. Mittwoch im Monat 18-22 Uhr (freier Eintritt)
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