Heidelberger Kunstverein

Mut und Kunst

Zwei be­schei­de­ne Zimmer in dem Gebäude der heu­ti­gen Fried­rich-Ebert-Schu­le in der Alt­stadt ge­nüg­ten den Grün­dern des Hei­del­ber­ger Kunst­ver­eins, als sie anno 1869 eine kleine Aus­stel­lung mit Ge­mäl­den zeigten — und damit einem Trend folgten: Überall in Deutsch­land schos­sen solche In­sti­tu­tio­nen zur „Wahrung des Schönen“ aus dem Boden — als Zeichen der Eman­zi­pa­ti­on des Bür­ger­tums. Zum runden Ge­burts­tag geht Di­rek­to­rin Ursula Schön­de­ling dem Wandel von den An­fän­gen bis heute nach.

Das Ju­bi­lä­ums­jahr hat mit der Aus­stel­lung „act up“ be­gon­nen. Sie prä­sen­tiert bis zum 23. Juni po­li­ti­sche Pla­kat­kunst in­ter­na­tio­na­ler Künst­ler, Ak­ti­vis­ten und an­ony­mer Autoren der letzten sechs Jahr­zehn­te. Dar­un­ter sind Ar­bei­ten von Atelier Po­pu­lai­re, San Fran­cis­co Poster Brigade, Gue­ril­la Girls, Luba Lukova und Oli­vie­ro Toscani. Mit Klaus Staeck und dem Pla­kat­fes­ti­val „Mut zur Wut“ mit Götz Gram­lich nimmt die Aus­stel­lung au­ßer­dem die Tra­di­ti­on po­li­ti­scher Pla­kat­kunst in Hei­del­berg auf.

Hap­pe­nings, Ak­ti­ons­thea­ter und Ex­pe­ri­men­te

Nach dem Zweiten Welt­krieg ent­wi­ckel­te sich der Kunst­ver­ein zu einem Ort für ge­sell­schaft­li­che De­bat­ten. Er eta­blier­te ein Forum für Ar­chi­tek­tur und Stadt­pla­nung, als in den 1970er-Jah­ren der Häu­ser­kampf in der Hei­del­ber­ger Alt­stadt tobte. Zum Wald­ster­ben lan­cier­te der da­ma­li­ge Di­rek­tor Hans Gercke 1985 die Aus­stel­lung „Baum“. Ein High­light war 1969 das Fes­ti­val In­ter­me­dia, zu dem der Pla­kat­künst­ler Klaus Staeck und der His­to­ri­ker Jochen Goetze die in­ter­na­tio­na­le Kunst­sze­ne in die Stadt am Neckar lockten. Drei Tage lang wurde Hei­del­berg zum Schau­platz für Ex­pe­ri­men­te — Hap­pe­nings, Ak­ti­ons­thea­ter, Eat-, Street-, Sound- und Land-Art.

Beim Ju­bi­lä­ums­fest am Vor­abend des Grün­dungs­da­tums kann man die Sta­tio­nen des Kunst­ver­eins Revue pas­sie­ren lassen. An diesem Tag er­öff­net auch eine Mit­glie­der­aus­stel­lung. „Es geht darum, die Lieb­lings­wer­ke von Samm­lern zu zeigen: Für wen setzen sie sich ein, was fas­zi­niert sie?“, erklärt Schön­de­ling. Mit dabei sind Werke aus pro­mi­nen­ten Be­stän­den wie denen der Un­ter­neh­mer Rainer Wild und Manfred Fuchs. Zudem dis­ku­tie­ren die ehe­ma­li­gen Di­rek­to­rin­nen und Di­rek­to­ren Hans Gercke, Johan Holten — de­si­gnier­ter Chef der Kunst­hal­le Mann­heim — und Susanne Weiß mit Schön­de­ling über Kunst­ver­ei­ne als Fenster zur zeit­ge­nös­si­schen Kunst.

150 Jahre Hei­del­ber­ger Kunst­ver­ein — Ju­bi­lä­ums­fest & Aus­stel­lungs­er­öff­nung
06.07.2019, 19 Uhr, Po­di­ums­dis­kus­si­on, 07.07.2019, 12 Uhr
www.​hdkv.​de
Bildnachweis:
Eva Gentner

Heidelberger Kunstverein

Der Hei­del­ber­ger Kunst­ver­ein wurde 1869 von kunst­in­ter­es­sier­ten Bür­ge­rin­nen und Bürgern ge­grün­det.Heute liegt der Fokus auf in­ter­na­tio­na­ler zeit­ge­nös­si­scher Kunst. Der Hei­del­ber­ger Kunst­ver­ein ge­stal­tet aktiv Pro­duk­ti­on, Prä­sen­ta­ti­on und Ver­mitt­lung von Ge­gen­warts­kunst und stellt sich der Her­aus­for­de­rung, ein öf­fent­li­ches Forum für ge­sell­schaft­li­che wie äs­the­ti­sche Fra­ge­stel­lun­gen, kurz eine In­sti­tu­ti­on der Zi­vil­ge­sell­schaft zu sein. Er gehört mit mehr als 800 Mit­glie­dern zu den mit­glied­star­ken und bun­des­weit be­ach­te­ten Kunst­ver­ei­nen. 2008 wurde der Hei­del­ber­ger Kunst­ver­ein mit dem ADKV (Ar­beits­kreis Deut­scher Kunst­ver­ei­ne)/Art Cologne Preis für her­aus­ra­gen­de Aus­stel­lungs- und Ver­mitt­lungs­ar­beit aus­ge­zeich­net.
AdresseHauptstraße 97 // 69117 Heidelberg // Tel. 06221 184086 // hdkv@hdkv.de
ÖffnungszeitenDienstag, Mittwoch & Freitag 12–19 Uhr, Donnerstag 15–22 Uhr, Samstag & Sonntag 11–19 Uhr
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