> Herr Hörrmann, Ihr Themenjahr steht unter dem Motto „Kostbarkeiten für alle Sinne“. Was können sich die Besucher darunter vorstellen?Jeder unserer 18 Gärten ist ein kulturhistorisches und botanisches Kleinod, das mit allen Sinnen entdeckt werden kann. Ich denke da an einen Frühlings-Spaziergang durch den Schwetzinger Schlossgarten, wo man hinter jeder Biegung von einem idyllischen Landschaftsbild oder einer beeindruckenden Gartenarchitektur überrascht wird. Meine Kolleginnen und Kollegen haben zusätzlich für das Gartenjahr 2016 noch zahlreiche besondere Erlebnis- und Vermittlungsangebote entwickelt, die überraschende und spannende Gartenbesuche ermöglichen. Welche Angebote sind das?Wir haben beispielsweise in der französischen Parfümhauptstadt Grasse eigens für das Gartenjahr ein Parfüm aus den Düften der im historischen Schwetzinger Garten blühenden Pflanzen entwickeln lassen, das die Besucher auch kaufen können. Ein weiteres Beispiel sind spezielle Führungen für demenzkranke Menschen, die durch das Zusammenspiel von Licht, Düften und Naturgeräuschen, die unsere Gärten ja in Hülle und Fülle bieten, angeregt werden sollen. Und selbstverständlich geht es für die Besucher auch darum, die Geschichte der Parks und Gärten zu erforschen.
Welchen Zweck verfolgten Könige, Fürsten und Mönche mit dem Bau derart prachtvoller Gartenanlagen? Die Gärten entwickelten sich immer im Spannungsfeld zwischen Nutzen — etwa zur Lebensmittel- oder Arzneiproduktion — und Repräsentation. Untrennbar ist den Anlagen, spätestens seit der Renaissance und immer bei höfischen Gärten, die Idee der antiken Mythologie oder des christlichen Paradieses eingewoben: Der Garten als Ort, an dem der Mensch, genauer der Fürst, zum Schöpfer wird und in seinem Gestaltungswillen die Natur übertreffen kann. Nicht nur im Zeitalter des Absolutismus dienten die Gärten der fürstlichen Repräsentation. Auch den großen landschaftsgärtnerischen Anlagen, die seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Deutschland dominierten, war dieser Gedanke nicht fern. Dennoch steht deren scheinbare Wildwüchsigkeit im Kontrast zur strengen Symmetrie des Barockgartens, obwohl sie nicht weniger „künstlich“ gestaltet sind. Spannende Entdeckungen ergeben sich für unsere Besucher daher insbesondere dort, wo beide Gartenauffassungen unmittelbar ineinander verwoben sind — wie in Schwetzingen. Waren die Landschaftsgärten auch Ausdruck einer geänderten politischen Auffassung?Natürlich kann man die aus England kommende Idee der Landschaftsgärten auch immer als Ausdruck von Aufklärung und der Forderung nach Toleranz lesen, aber nur mit Vorsicht und Einschränkung. Denn der Gedanke der kulturellen Exklusivität und der ständischen Abgrenzung ist auch dort nachweisbar. Auch der Landschaftsgarten diente schließlich der fürstlichen Erholung und dem Amüsement. Das wollen wir im Gartenjahr 2016 unseren Besuchern vermitteln. Wir wollen sie einladen, mit uns auf Zeitreisen zu gehen, auf den Promenaden lustzuwandeln, die einstmals dem Adel sowie den Mönchen und Äbten vorbehalten waren.
Haben Sie selbst auch einen grünen Daumen?Nein, leider überhaupt nicht. Ich arbeite mich mehr schlecht als recht an meinem kleinen Privatgarten ab und schaue immer mit leichtem Neid und großem Staunen auf die perfekte Arbeit unserer erstklassigen Schlossgärtner. Eigentlich wäre ich der richtige Kunde für die vielen Informationsangebote, die wir im Gartenjahr zur richtigen Pflege historischer Pflanzen und Anlagen entwickelt haben und 2016 in ganz Baden-Württemberg anbieten.
<Alle Termine und weitere Infos finden Sie unter:
www.welt-der-gaerten2016.de
www.welt-der-gaerten2016.de
Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, vermitteln, entwickeln und bewahren 59 der landeseigenen historischen Monumente im deutschen Südwesten. In der Metropolregion Rhein-Neckar ist die Verwaltung der Staatlichen Schlösser & Gärten für das Schloss Heidelberg, das Barockschloss Mannheim sowie Schloss und Schlossgarten Schwetzingen zuständig. Das Themenjahr 2018 steht unter dem Motto „Von Tisch und Tafel“ und lockt die Besucher mit vielen attraktiven Angeboten in die historischen Anlagen.
TerminMI 23. März bis DO 30. Juni 2016
AdresseStaatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg – Zentrale // Schlossraum 22 a // 76646 Bruchsal // Telefon: 07251 742701 /E-Mail: info@ssg.bwl.de