Wilhelm-Hack-Museum

Ekstase und Strahlkraft

> Rotes Rechteck, weißes Dreieck, goldener Kreis. Und Licht! So könnte man die Bilder von Bernd Ribbeck nach einem ersten oberflächlichen Blick charakterisieren. Aber woher kommt das Licht? Wie erzeugt der 1974 geborene Maler diese Konzentration und Intensität? Gibt es eine Sphäre hinter der Farbe? Eine Antwort auf diese Fragen bekommt der Betrachter erst beim genauen, vielleicht sogar meditativen Studieren der kleinformatigen Bilder und Aquarelle.

Psychonautische Kunst

Auf wen sich Bernd Ribbeck kunstgeschichtlich bezieht, scheint auf der Hand zu liegen: Paul Klee, Lyonel Feininger, die Ideen der Bauhaus-Künstler und Robert Delaunay strahlen durch seine geometrischen Kompositionen hindurch. Dass der gebürtige Kölner zum „Neuen Konstruktivismus“ gezählt und einer „psychonautischen Kunst in Ekstase“ zugeordnet wird, beschreibt nur einen Aspekt der Kunst dieses eigenständigen und zeitlosen Außenseiters. Denn er interessiere sich, so erklärt Ribbeck in einem Interview, für die Vertreter der Moderne, die nicht in die Schemata von Funktionalismus und Rationalismus passen und die ihre Formen nicht reduzieren, sondern eher wuchern lassen. Viele Anstöße für seine Arbeit holt Ribbeck aus der spirituellen Malerei der schwedischen Malerin Hilma af Klint (1862–1944), die ihrerseits stark vom Anthroposophie-Begründer Rudolf Steiner beeinflusst wurde.
  • bernd ribbeck wilhelm-hack-museum ludwigshafen
    Auch mit Pigmentmarkern und Kugelschreibern lässt sich Kunst produzieren. Bernd Ribbeck hat sie bei dieser geometrischen Komposition neben Acrylfarben verwendet.
  • bernd ribbeck wilhelm-hack-museum ludwigshafen
    Diese Arbeit hat Ribbeck mit Tusche auf Papier gebracht. Sie ist 2009 entstanden.
  • bernd ribbeck wilhelm-hack-museum ludwigshafen
    Der Kölner Künstler Ribbeck gilt als eigenständiger und zeitloser Außenseiter. Anregungen holt er sich auch aus der spirituellen Malerei.
Ribbeck hat an den Kunstakademien in München, Düsseldorf und Berlin studiert. In der Hauptstadt lebt und arbeitet er noch heute. Seine Rolle als Künstler sieht er anders als die der Künstler der Rudolf-Steiner-Zeit: „Die Künstler damals waren überzeugt, mit ihren Ideen und Werken das Morgen mitzugestalten. Für die heutige Kunst sehe ich das nicht. Das ist für mich kein Grund, pessimistisch zu sein, denn inhaltlich kann man sich heute sehr frei bewegen, und man kann Ideen von früher aufgreifen, auf ihre Potenziale hin überprüfen, kombinieren und weiterspinnen.“

Die Grenzen der reinen Vernunft

Ein Querformat (28 x 40 cm) mit roten Rechtecken, Treppenstufen und grünen Wandflächen ist eine von diesen „weitergesponnenen“ Ideen, die dem Betrachter bekannt und gleichzeitig neu und fremd vorkommen. Die Stufen scheinen auf das Zentrum des Bildes zuzustreben. Dieses aber kann zu unendlich vielen Zentren erweitert werden. Was rational und klar aussieht, sprengt bei ruhiger Analyse schnell die Grenzen der reinen Vernunft.

Ribbeck spielt jedoch nicht nur mit den Formen und Ideen seiner Vorbilder, er variiert auch virtuos die Maltechniken. Betrachtet man seine Arbeiten genauer, kommt man der geheimnisvollen Leuchtkraft seiner Bilder auf die Spur. Seine Kompositionen, die meist von Dualitäten wie offen/geschlossen, warm/kalt oder statisch/dynamisch beherrscht werden, bringt Ribbeck auf grundierte Holzfaserplatten auf. Die ausgemalten Flächen übertüncht er mit einer weißen Farbschicht, die dann so abgeschliffen wird, dass das Weiß in den Tälern der Pinselstriche stehen bleibt und die Grate der ursprünglichen Farbgebung freigelegt werden. Diese prismatische Struktur wird abschließend mit Kugelschreibern und Textmarkern koloriert. So erhält sie ihre innere Strahlkraft und spirituelle Aura. <

Bernd Ribbeck
30. April bis 26. Juni 2016
Vernissage: 29. April 2016, 19 Uhr
Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen

Wilhelm-Hack-Museum

Wahrzeichen des Wilhelm-Hack-Museums ist seine Keramikfassade, die Joan Miró 1980 gestaltete. Heute gilt das Haus als das wichtigste Museum für die Kunst des 20. und 21.Jahrhunderts in Rheinland-Pfalz. Seine Schwerpunkte liegen auf der Klassischen Moderne, aber auch auf der konstruktiv-konkreten Kunst nach 1945. Profilierte Sonderausstellungen, Workshops und ein breit gefächertes Veranstaltungsprogramm machen das Museum zu einem kulturellen Zentrum von Ludwigshafen.
AdresseWilhelm-Hack-Museum // Berliner Straße 23 // 67059 Ludwigshafen // Telefon 0621 5043045 // E-Mail: hackmuseum@ludwigshafen.de
ÖffnungszeitenDienstag, Mittwoch & Freitag 11–18 Uhr // Donnerstag 11–20 Uhr // Samstag, Sonntag & Feiertage 10–18 Uhr
facebooktwitterg+Mail