Historisches Museum der Pfalz

„Dich vergesse ich nicht, die du Aufenthalt warst meiner Kindheit, Pfalz!“

› Als König Ludwig I. von Bayern am 20. März 1848 infolge seiner Affäre mit der angeblich spanischstämmigen Tänzerin Lola Montez zurücktrat, endete die ereignisreiche Regentschaft einer der facettenreichsten Herrschergestalten der Neuzeit. Ludwig I. war eine Persönlichkeit, die polarisierte, die zur höchsten Bewunderung veranlasste, aber auch zu beißendem Spott. Johann Wolfgang von Goethe maß seiner Begegnung mit Ludwig I. unschätzbaren Wert bei und war fasziniert von dessen Willenskraft, mit der dieser „auf die Zeitgestaltung einwirkt“.

Ungeheure Leidenschaft

Heinrich Heine, dem Ludwig I. eine sicher geglaubte Professur an der Münchener Universität verwehrt hatte, überzog den König hingegen mit Häme, nannte ihn einen „Kunst Eunuchen“. Ob Gegner oder Bewunderer — einig waren sich die Zeitgenossen darin, eine außergewöhnliche Persönlichkeit vor sich zu haben. Denn wer Ludwig I. begegnete, registrierte eine ungeheure Leidenschaft, mit der er einmal gefasste Pläne verfolgte, bis diese verwirklicht waren — selbst wenn es Jahrzehnte dauern sollte.
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    Zeitzeugnisse: Die Ausstellung zeigt historische Exponate wie diese Karikatur über Lola Montez …
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    … oder die königliche Weste von Ludwig.
Als bayerischer König regierte Ludwig I. im 19. Jahrhundert aber nicht nur das Land an Main und Donau, sondern auch den Rheinkreis, das sogenannte linksrheinische Bayern mit der Hauptstadt Speyer. Tatsächlich hat Ludwig in der heutigen Metropolregion Rhein-Neckar seine Jugend verbracht: Mit Unterbrechungen lebte er insgesamt zehn Jahre in Mannheim. Von der Familienresidenz, dem Palais Dalberg, das sich am heutigen Schillerplatz befand, konnte er auf das damals gegenüberliegende, alte Nationaltheater blicken.

Kunstmäzen und Frauenheld

In diesem inspirierenden Umfeld aus Schauspieler*innen, Musiker*innen und Sänger*innen entwickelte sich Ludwigs ausgeprägter Kunstsinn, der ihn von vielen Herrschern unterschied und der sogar seine politischen Entscheidungen bestimmte. Aber auch Ludwigs Leidenschaft für die Frauen, die sich in seinen mehr als 30 außerehelichen Affären dokumentierten, erwachte schon in Mannheim: Zu Caroline Jagemann, der späteren Intendantin des Weimarer Hoftheaters, die damals eine junge Schauspielerin war, entwickelte der kaum zehn Jahre alte Ludwig bereits eine schwärmerische Zuneigung.
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    Kindheitserinnerungen: Aus der Familienresidenz, dem Palais Dalberg, konnte Ludwig auf den damaligen Bau des Mannheimer Nationaltheaters (Bild: Mannheimer Nationaltheater, © rem, Mannheim) blicken – …
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    … mit unter anderem Schloss Villa Ludwigshöhe hinterließ der Monarch auch architektonische Spuren, die bis heute Besucher*innen in die Pfalz locken. (Foto: Ulrich Pfeuffer / GDKE)
1799 stieg Ludwigs Vater Maximilian IV. Joseph zum bayerischen Kurfürsten auf, was für die Familie einen Umzug nach München bedeutete. Obwohl Ludwigs Kindheitsjahre in der Kurpfalz alles andere als unbeschwert waren, entstand in dieser Zeit eine innige Verbindung, die er Zeit seines Lebens verspürte. So behielt er nicht nur nach seinem Regierungsantritt den Rheinkreis stets im Blick, sondern trieb sogar nach seiner Abdankung 1848 verschiedene Bauvorhaben weiter voran und sorgte für deren Finanzierung. Als Sommerresidenz baute er sich die Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben und reiste alle zwei Jahre dorthin, um im August seinen Geburtstag zu feiern — zum letzten Mal 1866, ehe er schließlich 1868 am Ende eines aufregenden Lebens starb.

Private Einblicke

Die Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz lädt dazu ein, die nachhaltigen Spuren zu entdecken, die Ludwig I. in der Pfalz hinterlassen hat. Dabei lässt sich nachvollziehen, wie sehr dieser König die Identität des Landes und seiner Bewohner*innen prägte. Neben einem Blick auf sein öffentliches Wirken bietet sie eine ganz private Sicht auf das Leben des Königs und stellt unter anderem Gedichte und Briefe aus, die Ludwig I. an seine Zeitgenossen oder an seine Geliebte Lola Montez schrieb. ‹


König Ludwig I. — Sehnsucht Pfalz
17. September 2023 bis 31. März 2024
Historisches Museum der Pfalz Speyer
www.ludwig-ausstellung.de
#LudwigAusstellungSpeyer
Bildnachweis:
Joseph Karl Stieler, „König Ludwig I. im Königsornat“, 1826; Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Neue Pinakothek München

Historisches Museum der Pfalz Speyer

Das Historische Museum der Pfalz sowie das Junge Museum stehen für interessante Ausstellungen, informative Wissensvermittlung und unterhaltsame Veranstaltungen. Besondere Highlights sind die Sonderausstellungen, die mit ihren vielen interaktiven Angeboten und spannenden Exponaten zahlreiche Besucher auch von außerhalb der Region anlocken. Darüber hinaus bieten die Sammlungsausstellungen einen faszinierenden Einblick in die Geschichte der Region — von der Urgeschichte über die römische Antike bis in die Neuzeit.
AdresseHistorisches Museum der Pfalz Speyer // Domplatz 4 // 67346 Speyer // Telefon: 06232 13250 // E-Mail: info@museum.speyer.de
ÖffnungszeitenDienstag bis Sonntag 10–18 Uhr
  • Das sollten Sie nicht verpassen

    „Letzte Nacht träumte ich von dir“ – In Kooperation mit der Jugendtheatergruppe Mannheim 2016 findet an drei Terminen eine Szenische Lesung unter dem Titel „Letzte Nacht träumte ich von Dir“ statt. Die Grund­lage für die Inszenierung bildet der Brief­wechsel zwischen König Ludwig I. und der angeblich spanischstämmigen Tänzerin Lola Montez, der 1847 begann und bis 1851 andauerte. Insgesamt schrieben sich die beiden rund 350 Briefe, die heute noch erhalten sind.
    17.11.2023 (Premiere), 18.01. & 02.02.2024,
    jeweils 18 Uhr, Tickets: 9 Euro an der Museumskasse oder unter www.tickets.museum.speyer.de
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