Kurpfälzisches Museum Heidelberg

Popstar der Antike

› Herkules bezwingt den unverwundbaren Nemeischen Löwen, reißt Mauern ein und entwurzelt mit bloßen Händen Bäume. Zwölf schier unerfüllbare Aufgaben sollten ihn in den Tod treiben, doch der Sohn von Zeus und Alkmene meistert jede einzelne. Er ist der Mann, der alles kann. Kein Wunder, dass die Normalsterblichen schon immer ihre Sehnsüchte nach Übermenschlichkeit auf den Superhelden der griechischen Mythologie projizierten, obwohl Herkules auch finstere Seiten hat.

Zum Helden verdammt

Die antike Figur inspirierte Literatur, Musik, Kunst und Kino. Agatha Christies Privatdetektiv Hercule Poirot ist zwar schmächtig, aber so gewieft, dass er sogar die unlösbaren Fälle löst. Zwischen den 1960er- und 1980er-Jahren entstanden zudem zahlreiche Sandalenfilme um den Heroen. Ganz nebenbei wurde er zum Comic- und Zeichentrickfilmstar: Filme, Serien und Graphic Novels enthalten Versatzstücke der Herkulessage genauso wie neu erdachte Fantasy-Elemente. Heutzutage werden Mister Perfect auch melancholische Züge angedichtet: Er möchte ein einfaches Leben führen, aber das Schicksal hat ihn zum Helden verdammt.
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    Keule und Löwenfell – eine Herkulews-Statue aus der Antikensammlung der Universität Heidelberg ist im Kurpfälzischen Museum ebenso zu sehen …
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    … wie die Porzellanfigur, die Johann Wilhelm Lanz für die Frankenthaler Porzellanmanufaktur schuf, oder …
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    … die Bronzefigur aus dem Weissenburger Schatzfund-Weissenburg.
Auf den Mythos des Helden von der Antike bis in die Barockzeit lenkt das Kurpfälzische Museum in der Ausstellung den Fokus. „Wir haben bewusst nicht die zwölf Taten durchdekliniert“, erläutert Dr. Renate Ludwig, Leiterin der archäologischen Abteilung, das Konzept der Schau. „Unsere Exponate-Auswahl zeigt das Unsterbliche von Herkules durch die Jahrtausende.“ Ein Teil der Objekte war bereits in einer großen Herkules-Ausstellung in Turin zu sehen. „Eine eindrucksvolle Präsentation, die mit Leihgaben aus den großen Museen in Bonn, Mainz, München und Stuttgart ergänzt wird“, sagt die stellvertretende Museumsdirektorin Dr. Karin Tebbe.

Spuren des Superhelden

Und auch in Heidelberg finden sich Spuren des Herkules-Mythos. Seit 350 Jahren ragt eine Herkules-Skulptur über dem Brunnen auf dem Marktplatz. Kurfürst Johann Wilhelm ließ die Statue errichten, als die Stadt nach der Zerstörung durch französische Truppen wiederaufgebaut wurde. „Herkules war immer auch eine Identifikationsfigur für Regenten, um die eigene Stärke anschaulich darzustellen“, betont Tebbe.

Zahlreiche Highlights sind in der Heidelberger Ausstellung zu bewundern — von antiken Vasen und pompejanischen Wandgemälden über ein mittelalterliches Elfenbeinkästchen und eine Kopie der Cathedra Petri bis hin zu Gemälden und Grafiken. Provinzialrömische Bronzestatuetten verweisen auf die bedeutende Ausstellungssektion „Herkules in der Provinz“. Das prachtvolle Gemälde „Herkules und Omphale“, ein frühes Meisterwerk des Barockkünstlers Laurent de la Hyre aus der eigenen Sammlung, ergänzt die Leihgaben.

Sex and Crime spielen bei Herkules immer wieder eine große Rolle. Doch trotz seiner Schwächen landet er im Olymp, heiratet dort und seine Erzfeindin Hera versöhnt sich mit ihm. „Dieser Zwiespalt hat durch die Jahrtausende fasziniert,“ ist Ludwig überzeugt. Er lässt sich auch in der Heidelberger Schau entdecken. ‹

Herkules — Unsterblicher Held
25. März bis 12. Juli 2020
Kurpfälzisches Museum, Heidelberg
www.museum-heidelberg.de
Bildnachweis:
­Amphore, 540 v. Chr., Schale 560 v. Chr., beides Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig; Herkules-Statue, Antikensammlung Universität Heidelberg; Herkules und Amazone, Bronze, ­Landesmuseum Bonn; Stehender Herkules, um 1758, Johann Wilhelm Lanz, KMH; Herkules und Omphale, um 1626, Laurent de la Hyre, KMH

Kurpfälzisches Museum

Kunst und Kultur in der Heidelberger Altstadt bietet das Kurpfälzische Museum. Mit seinen vielfältigen Beständen und deren Schwerpunkten Archäologie, Gemälde und Grafiik, Kunsthandwerk und Stadtgeschichte lädt es zu einer faszinierenden Entdeckungsreise ein, von den ersten Siedlungsspuren im Rhein-Neckar-Raum bis zu Werken der Klassischen Moderne von Beckmann, Slevogt und Corinth. Die kostbaren Bestände des Kunsthandwerks — Silber, Porzellan und Möbel — können im historischen Palais Morass bewundert werden, der „Windsheimer Zwölfbotenaltar“ von Tilman Riemenschneider in einer Sonderpräsentation.
AdresseKurpfälzisches Museum // Hauptstraße 97 // 69117 Heidelberg // Telefon: 06221 58–34020 // E-Mail: kurpfaelzischesmuseum@heidelberg.de
ÖffnungszeitenDienstag bis Sonntag 10–18 Uhr
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    „Lange lieb’ ich dich schon …“, so beginnt Fried­rich Hölderlins „Ode an Heidelberg“. Und Heidelberg hat die Liebe zu Hölderlin erwidert, bis heute ist seine Wirkung auf die Stadt spürbar, Orte sind nach ihm benannt, an der Universität wird zu ihm geforscht. Das Kurpfälzische Museum widmet der Wirkungsgeschichte des Dichtergenies eine Ausstellung. Kern sind Bestände aus der eigenen Sammlung wie etwa die Handschrift der Heidelberg-Ode sowie ein Exemplar ihres Erstdrucks in der Zeitschrift Aglaia.
    Kurpfälzisches Museum Heidelberg, 06.05. bis 12.07.2020
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