Heute, am Donnerstag, hat das Café geschlossen. Freitags bis sonntags gibt es in der Zwerchgasse in Neustadt, im Kulturcafé Mon Général, selbstgemachte Tartes, Croques und andere französische Leckereien. Genossen werden können sie inmitten eines märchenhaft anmutenden Sammelsuriums aus Altem und Neuem. Die Wände strahlen in einem freundlichen Taubenblau, die alten Holzdielen tun ihr übriges für die Wohnzimmer-Atmosphäre. Bei all der Gemütlichkeit wird aber schnell klar, dass es hier um mehr geht.

„Wand des Widerstands“
sEine Reihe von Schwarz-Weiß-Fotografien, die „Wand des Widerstands“, zeigt Menschen, die im Kampf gegen die NS-Diktatur ihr Leben gelassen haben. Am Abend wird sich das Café, wie jeden Donnerstag, in eine Theaterbühne verwandeln. Daniela und Peter Miklusz spielen eine Szene aus Bertolt Brechts „Furcht und Elend des Dritten Reiches“. Kennengelernt haben sich die beiden am Stadttheater in Bern, sie war im Ensemble, er gastierte — elf Jahre hatte er zuvor an den renommiertesten Häusern wie dem Berliner Ensemble oder dem Wiener Burgtheater gespielt.

Zusammen eröffneten sie 2023 als zweites Standbein das Mon Général. Gewidmet ist das Kulturcafé dem verstorbenen Vater von Daniela, einem gebürtigen Franzosen und Verehrer von Charles de Gaulle (was ihm den Spitznamen Mon Général bescherte), der in seiner Familie nicht nur die Liebe zu Frankreich, sondern auch das politische Bewusstsein verankerte.

Respektvoll und kontrovers

Die erste szenische Lesung fand anlässlich des Holocaust-Gedenktages statt. In „Frank gegen Frank“ ließen die Miklusz den aus Karlsruhe stammenden Kriegsverbrecher Hans Frank auf Anne Frank treffen. Es folgten Auftritte bei Veranstaltungen wie dem Demokratiefest und regelmäßige Termine im kleinen Rahmen. So wie am Abend: Eindrücklich ist die Vorführung — ein Richter und eine Staatsanwältin fällen ein Unrechtsurteil, um eigenen Nachteilen im NS-System aus dem Weg zu gehen. Dann folgt ein lebhaftes Publikumsgespräch. Respektvoll, durchaus auch kontrovers.

„In Zeiten, in denen rechtes Gedankengut wieder salonfähig wird, möchten wir unsere Stimme erheben“, betont Daniela. Er werde fast wütend, ergänzt Peter, wenn sie von Gästen als mutig bezeichnet würden, denn schließlich sei es doch beschämend, wenn das Erinnern an historisches Unrecht und das Aufstehen gegen antidemokratisches Gedankengut schon wieder etwas Bemerkenswertes sei. „All jene, die mit diesen Grundwerten nicht übereinstimmen, sind darum leider nicht erwünscht im ‚Mon Général‘, alle anderen sind aufs Herzlichste willkommen“, sind sich Daniela und Peter einig.

Mon Général Café Culturel, Neustadt an der Weinstraße, www.mongeneral-cafeculturel.com