Hambacher Schloss

Im Gespräch bleiben

› „Wenn man auf der richtigen Seite steht, dann ist alles gerechtfertigt“, so ist die titelgebende Protagonistin im Stück „Monika Haeger — Inside Stasi“ überzeugt. Anlässlich des Tags der Deutschen Einheit wird auf dem Hambacher Schloss am Feiertag das dokumentarische Theaterstück der Regisseurin und Autorin Nicole Heinrich aufgeführt. Sie lässt in dem Ein-Personen-Drama eine frühere inoffizielle Mitarbeiterin der Staatssicherheit zu Wort kommen und erzählt so entlang eines realen historischen Falls ein Stück DDR-Geschichte.

Die Handlung, die dem Monolog zugrunde liegt, ist teils dokumentarisch, teils fiktiv. Die historische Figur Monika Haeger lebte von 1945 bis 2006 und stieg vom Heimkind zu einer wichtigen Mitarbeiterin der Stasi auf, die getarnt als enge Freundin der Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley eine Ost-Berliner Frauengruppe ausspionierte. Die Ex-Stasi-Agentin Haeger erzählt von ihrer Arbeit, bei der sie jahrelang Freundinnen an die Stasi verriet, was oft verheerende Folgen für die Frauen hatte.
  • Täterin ohne Reue — Schauspielerin Anja Kimmelmann als Stasi-Agentin Monika Haeger. (Bild: Nicole Heinrich, Reinhold Schultheiss)
Ergänzend zu Haegers Monolog werden zum einen Audioaufnahmen von Betroffenen des Stasi-Unrechtes eingespielt, die das Unmenschliche entlarven. Es wird von den historischen Ereignissen ein Bogen zu übergreifenden moralisch-ethischen Fragen geschlagen: Heiligt der Zweck die Mittel? Darf die eigene Haltung unerbittlich durchgesetzt und die Diffamierung anderer im Zweifelsfall in Kauf genommen werden? Im Anschluss an das Theaterstück, das die Stiftung Hambacher Schloss in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz zeigt, gibt es die Möglichkeit, die geschichtlichen Ereignisse sowie die Bezüge zur Gegenwart bei einer Podiumsdiskussion zu diskutieren. Der Bochumer Historiker Frank Hoffmann kommt dazu mit der Autorin und Regisseurin Nicole Heinrich, der Zeitzeugin Birgit Schlicke sowie der Theaterwissenschaftlerin Silke Flegel ins Gespräch.

Gesprächsformate im Herbst
Lebendige Diskussion steht auch bei dem Programm der Gesprächsformate im Herbst im Fokus. Am 8. Oktober stellt die Berliner Professorin Andrea Römmele im Rahmen der Hambacher Nachlese ihr neues Sachbuch „Demokratie neu denken. Szenarien unserer Welt von morgen“ im Gespräch mit Kristian Buchna von der Stiftung Hambacher Schloss vor. Darin beschäftigt sie sich mit der Zukunft, genauer der Zukunft der Demokratie. Die Autorin nimmt Megatrends, die unser Leben erfasst haben, wie Digitalisierung und KI, Urbanisierung, demografischen Wandel und Migration, Klimawandel und Globalisierung, unter die Lupe. Wie wirken sich diese auf unser politisches System aus? Zu jedem Megatrend entwirft Römmele fiktive Szenarien, die zeigen, wie Demokratie unter großem Druck lebendig bleiben kann — oder wie sie scheitert.

Die Hambacher Gespräche widmen sich aktuellen politischen Fragen. Am 16. Oktober steht das Thema Bürgerbeteiligung auf dem Programm. Was sind Bedingungen für eine stärkere direkte Partizipation der Bürger*innen bei politischen Entscheidungen? Welche Möglichkeiten könnten sich daraus ergeben? Zu Gast ist unter anderem der Bürgerrechtler und Bundesvorstandssprecher des Vereins „Mehr Demokratie“ Ralf-Uwe Beck. Am 7. November diskutieren der ehemalige Bundesminister für Wirtschaft und Energie Peter Altmaier und Aysel Yollu-Tok, Professorin für Volkswirtschaftslehre, darüber, wie sich aktuelle Entwicklungen in der Wirtschaft auf das Vertrauen der Bevölkerung in demokratische Prozesse auswirken.

Beim Demokratieforum unter dem Titel „Gegenwind für Autokraten? Wie Europa demokratisch bleiben kann“ möchte Moderator Michel Friedman am 20. November mit seinen Gästen und den Besucher*innen ins Gespräch kommen. Aufhänger sind aktuelle Ereignisse, die sich gegen die anhaltenden antidemokratischen Bewegungen in Europa stemmen, wie etwa die Abwendung der parlamentarischen Mehrheit für den Rassemblement National bei der Wahl in Frankreich oder die Abwahl der nationalkonservativen PiS-Partei in Polen. Auch wenn im Titel der Veranstaltung von Europa die Rede ist, wird das Großereignis dieses Novembers sicher nicht außer Acht gelassen werden. Mit Spannung zu erwarten bleibt nämlich der Ausgang der US-Wahl, die zwei Wochen vor dem Forum stattfinden wird. Und so kann man in Hinblick auf viele Wahlkampfäußerungen Donald Trumps und unter dem Eindruck der Stürmung des Kapitols nach dessen Abwahl doch befürchten, dass die westliche Demokratie in diesen Wochen einer schweren Prüfung unterzogen werden wird. ‹

Termine auf einen Blick
Theateraufführung mit Podiumsdiskussion:
Monika Haeger — Inside Stasi

Eintritt frei, Anmeldungen vorab per Mail an:
anmeldung@hambacher-schloss.de
03. Oktober, 17 Uhr, Hambacher Schloss

Hambacher Nachlese: „Demokratie neu denken. Szenarien unserer Welt von morgen“
Buchvorstellung und Autorinnengespräch mit Andrea Römmele.
Eintritt frei, Anmeldungen vorab per Mail an:
anmeldung@hambacher-schloss.de
08. Oktober, 19 Uhr, Hambacher Schloss

Hambacher Gespräch: „Mehr Bürgerbeteiligung wagen? Vertrauen in die Bevölkerung“
Eintritt frei, Anmeldungen vorab per Mail an:
hambachergespraech@hambacher-schloss.de
16. Oktober, 19 Uhr, Hambacher Schloss

Hambacher Gespräch: „Marktkräfte, Bürokratie und soziale Verantwortung.
Vertrauen in die Wirtschaft“

Eintritt frei, Anmeldungen vorab per Mail an:
hambachergespraech@hambacher-schloss.de
07. November, 19 Uhr, Hambacher Schloss

Demokratieforum Hambacher Schloss: „Gegenwind für Autokraten?
Wie Europa demokratisch bleiben kann“

Eintritt frei, Anmeldungen vorab per Mail an:
demokratieforum@hambacher-schloss.de
20. November, 19 Uhr, Hambacher Schloss

Mehr Infos unter hambacher-schloss.de

Hambacher Schloss

Seit im Mai 1832 zum ersten Mal die schwarz-rot-goldene Fahne auf dem Kastanienberg bei Neustadt wehte, gilt das Hambacher Schloss als Wiege der deutschen Demokratie. Heute ist das Schloss eine nationale Gedenkstätte, die mit der Dauerausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss!“ interessante Einblicke in die deutsche (Demokratie-)Geschichte bietet. Bei Veranstaltungsreihen wie den Hambacher Gesprächen, dem Hambacher Disput oder dem Demokratie-Forum Hambacher Schloss sind regelmäßig renommierte Gäste vor Ort, die aktuelle politische Themen beleuchten und diskutieren. Abgerundet wird das Programm durch Sonderausstellungen, Kulturevents (Kabarett, Kindertheater und Konzerte ) und Gastveranstaltungen wie dem Hambacher Fest-Bankett. 2015 wurde die Gedenkstätte Hambacher Schloss als erst zweite Institution in Deutschland mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.
AdresseStiftung Hambacher Schloss // 67434 Neustadt an der Weinstraße // Telefon: 06321 926290 // E-Mail: info@hambacher-schloss.de
Öffnungszeitentäglich von 10 bis 18 Uhr (April bis Oktober) und von 11 bis 17 Uhr (November bis März)
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