Wunder der Prärie

Kriegsschauplätze

› Frau Baumgärtel, Kriege sind in den Medien leider omnipräsent. Warum haben Sie sich entschieden, ein Festival zu diesem Thema zu veranstalten?
Baumgärtel: Wir sind sowohl ökonomisch als auch durch die Geflüchteten, die zu uns kommen, mit dem Thema verbunden. Unsere Motivation ist es, einen anderen Weg zu finden, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, und eine Möglichkeit zu bieten, sich darüber auszutauschen.

Herr Hirn, woher kommt Ihr Bezug zum Thema?
Hirn: Seit 2015 befasse ich mich zum Beispiel mit den Folgen des Irakkrieges 2003. In meine Lebenszeit fällt auch der Jugoslawienkrieg mit der ersten kriegerischen Intervention der Bundeswehr. Ich habe es als tiefen Einschnitt empfunden, wie Joschka Fischer als grüner Außenminister seine Haltung geändert hat. Seit ein paar Jahren beschäftige ich mich auch mit dem Völkermord in Namibia. Ich war schon dort und habe einige Arbeiten dazu gemacht.

Welche Aspekte sind Ihnen für das Festival wichtig?
Hirn: Wir haben keine konkrete Produktion zum Ukraine-Krieg oder zum Krieg in Gaza, sondern versuchen, Aspekte zu beleuchten, die mit Krieg zusammenhängen. Es geht eher darum, aus dem eigenen Wehrdienst oder der eigenen Kriegserfahrung einen persönlichen Blickwinkel zu entwickeln. Außerdem wird es eine Gesprächsreihe zu Themen wie internationales Recht und Kriegsverbrechen, KI, automatisierte Waffensysteme und natürlich auch moralische, ethische und ökologische Fragen geben. Das Militär ist ja selbst zu Friedenszeiten für sechs bis acht Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich.

Baumgärtel: Außerdem ist es uns wichtig, genreübergreifend zu arbeiten. Wir zeigen Projekte, bei denen der Sound im Vordergrund steht, aber auch ein Tanzstück von Reut Shemesh, eine Installation von Mwangi Hutter und eine Performance vom inklusiven Ensemble Divers.

Können Sie Beispiele nennen?
Baumgärtel: Wir haben etwa die Performance „Somewhere there’s War“ vom Leipziger Kollektiv Studio Urbanistan im Programm. Ein Künstlerinnen-Kollektiv, das interviewbasiert arbeitet, wodurch viele verschiedene Perspektiven einfließen. Wir haben versucht, verschiedene Generationen einzubinden sowohl jüngere Kollektive als auch das Wissen der Älteren wie zum Beispiel den Filmemacher Christoph Boekel.

Hirn: Wie divers die Formen sind, zeigt auch das Beispiel von Kalle Laar. Er hat über Jahrzehnte ein irres Sound-Archiv aufgebaut, mit Platten und Tonbandaufnahmen, die mit historischen Ereignissen verbunden sind. Aus diesen Tondokumenten wie etwa einer Platte, die das US-Militär anlässlich der ersten Atombombenzündung herausgegeben hat, entwickelt er Lecture Performances. Das ist seltsam unterhaltsam und öffnet einen emotional für schreckliche Themen.

Das Festival findet an mehreren Orten statt. Gibt es auch Open-Air-Veranstaltungen?
Hirn: Zur Eröffnung findet eine Parade von Reitern aus Namibia durch die Mannheimer Quadrate statt. In Namibia gibt es in Gedenken an den Genozid durch die deutsche Kolonialmacht Erinnerungstreffen mit Uniformierten auf Pferden.
Die Uniformen erinnern an die der deutschen Truppen. Ein Akt des Empowerments. In Mannheim wird Friedrich Stockmeier eine neue Marschmusik für die Parade komponieren. ‹


Wunder der Prärie — Theaters of War(s)
25. September bis 05. Oktober 2025
zeitraumexit @ T6/18, U-Halle Buga-Gelände, Musterhauspark, Raum S4.17 und andere
www.zeitraumexit.de
Bildnachweis:
Somewhere there’s War — Performance des Leipziger Kollektivs Studio Urbanistan.

Wunder der Prärie

Mit Performance, Tanz und genreübergreifenden Projekten an der Schnittstelle zu Theater und Bildender Kunst steht „Wunder der Prärie“ seit 2004 für die Präsentation aktueller Kunstformen im Südwesten der Republik.
TerminDO 25. September bis SO 05. Oktober 2025
Adressezeitraumexit // T6/18 // 68161 Mannheim // Telefon: 0621 33939755 (Tickets) // E-Mail: info@zeitraumexit.de
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