› Herr Dvorák, vor zwei Jahren haben Sie beim Mannheimer Sommer die Reset-Taste gedrückt. Was macht für Sie den Reiz des Mannheimer Sommers aus?
Wir sind ein Opernhaus — und Oper ist eine Verbindung von Musik, Theater und Bildenden Künsten. Die Chance eines Festivals ist, dass man hier die Künste in neuen und überraschenden Kombinationen erleben kann: Tanz, Performance, Konzerte, Installationen, Bands und Feiern treten neben hochkarätiges Musiktheater. Ein neuer Slogan heißt: „Theater für alle“. Ist es Ihnen mit der Öffnung des Festivals gelungen, die Oper für neue Zielgruppen zu erschließen?
Wir haben im Mannheimer Sommer 2018 einen Fokus auf partizipative Projekte mit Laienorchestern, Chören und anderen Gruppen der Stadt gelegt. Das hat zu wunderbaren Momenten geführt. Ich denke da zum Beispiel an die unfassbare „Parade“ von der Kunsthalle zum Theater oder die „Cosmonauti russi“, wo diese tolle italienische Dorfkapelle auf die Mannheimer Bläserphilharmonie und Weltklassejazzer traf. In solchen Momenten wird deutlich, dass Kunst, selbst wenn sie anspruchsvoll ist, nie elitär sein muss, sondern zur Verständigung einer Gesellschaft mit und über sich selbst führen kann.Während des Festivals feiert eine Inszenierung von Mozarts „Entführung aus dem Serail“ Premiere. Der Komponistenwettbewerb hat den Roman „Der Fremde“ des in Algerien aufgewachsenen Albert Camus zum Thema. Liegt auf dem Verhältnis von Okzident und Orient ein Schwerpunkt?
In Mozarts Zeit gab es in Wien eine regelrechte „Türkenmode“, was interessant ist, weil die Stadt ja einige Jahrzehnte zuvor noch von den Osmanen belagert worden war. Nachdem diese Mode abgeflaut war und das Osmanische Reich allmählich verfiel, begann wiederum der Orient sich zu verwestlichen. Bis heute wird der Algerienfranzose Camus dort stark rezipiert. Wir nehmen diese „unlogischen“ Prozesse von Anziehung, Abstoßung und Übernahmen zum Anlass, um über unsere Zeit nachzudenken. So entsteht ein Programm, das vom Orientalismus der Mozartzeit über unsere vielfältige Gegenwart bis hin zu fantastischen Zukunftsvisionen reicht.Auf welche Programmpunkte freuen Sie sich persönlich schon besonders?
Schwierig, bei dem umfangreichen Programm, das wir vorbereiten! Es wechselt bei mir von Woche zu Woche. Zurzeit bin ich sehr gespannt darauf, wie Tanzen und Kochen bei der Produktion „Beytna“ aus dem Libanon zusammengehen — und ob die Mannheimer nach dem Hype um „Vespertine“ auch die Chor-Oper „War Sum up“ von Hotel pro forma lieben werden.Gibt es weitere Neuerungen?
Unser Festivalzentrum, das wir 2018 vor dem Nationaltheater errichtet haben, erweitern wir zu einem „Paradiesgarten“. Es wird dort jeden Abend Kunstinstallationen, Konzerte und andere Veranstaltungen geben. Wir wollen dort auch ausgewählte Produktionen auf einer großen LED-Wand übertragen, sodass man Mozarts „Entführung“ dann auf Teppichen und Kissen lagernd genießen kann … ach, es wird herrlich! ‹Mannheimer Sommer
09. bis 19. Juli 2020
Nationaltheater Mannheim & Schloss Schwetzingen
www.mannheimer-sommer.de
Wir sind ein Opernhaus — und Oper ist eine Verbindung von Musik, Theater und Bildenden Künsten. Die Chance eines Festivals ist, dass man hier die Künste in neuen und überraschenden Kombinationen erleben kann: Tanz, Performance, Konzerte, Installationen, Bands und Feiern treten neben hochkarätiges Musiktheater. Ein neuer Slogan heißt: „Theater für alle“. Ist es Ihnen mit der Öffnung des Festivals gelungen, die Oper für neue Zielgruppen zu erschließen?
Wir haben im Mannheimer Sommer 2018 einen Fokus auf partizipative Projekte mit Laienorchestern, Chören und anderen Gruppen der Stadt gelegt. Das hat zu wunderbaren Momenten geführt. Ich denke da zum Beispiel an die unfassbare „Parade“ von der Kunsthalle zum Theater oder die „Cosmonauti russi“, wo diese tolle italienische Dorfkapelle auf die Mannheimer Bläserphilharmonie und Weltklassejazzer traf. In solchen Momenten wird deutlich, dass Kunst, selbst wenn sie anspruchsvoll ist, nie elitär sein muss, sondern zur Verständigung einer Gesellschaft mit und über sich selbst führen kann.Während des Festivals feiert eine Inszenierung von Mozarts „Entführung aus dem Serail“ Premiere. Der Komponistenwettbewerb hat den Roman „Der Fremde“ des in Algerien aufgewachsenen Albert Camus zum Thema. Liegt auf dem Verhältnis von Okzident und Orient ein Schwerpunkt?
In Mozarts Zeit gab es in Wien eine regelrechte „Türkenmode“, was interessant ist, weil die Stadt ja einige Jahrzehnte zuvor noch von den Osmanen belagert worden war. Nachdem diese Mode abgeflaut war und das Osmanische Reich allmählich verfiel, begann wiederum der Orient sich zu verwestlichen. Bis heute wird der Algerienfranzose Camus dort stark rezipiert. Wir nehmen diese „unlogischen“ Prozesse von Anziehung, Abstoßung und Übernahmen zum Anlass, um über unsere Zeit nachzudenken. So entsteht ein Programm, das vom Orientalismus der Mozartzeit über unsere vielfältige Gegenwart bis hin zu fantastischen Zukunftsvisionen reicht.Auf welche Programmpunkte freuen Sie sich persönlich schon besonders?
Schwierig, bei dem umfangreichen Programm, das wir vorbereiten! Es wechselt bei mir von Woche zu Woche. Zurzeit bin ich sehr gespannt darauf, wie Tanzen und Kochen bei der Produktion „Beytna“ aus dem Libanon zusammengehen — und ob die Mannheimer nach dem Hype um „Vespertine“ auch die Chor-Oper „War Sum up“ von Hotel pro forma lieben werden.Gibt es weitere Neuerungen?
Unser Festivalzentrum, das wir 2018 vor dem Nationaltheater errichtet haben, erweitern wir zu einem „Paradiesgarten“. Es wird dort jeden Abend Kunstinstallationen, Konzerte und andere Veranstaltungen geben. Wir wollen dort auch ausgewählte Produktionen auf einer großen LED-Wand übertragen, sodass man Mozarts „Entführung“ dann auf Teppichen und Kissen lagernd genießen kann … ach, es wird herrlich! ‹Mannheimer Sommer
09. bis 19. Juli 2020
Nationaltheater Mannheim & Schloss Schwetzingen
www.mannheimer-sommer.de
Bildnachweis:
Christian KleinerMannheimer Sommer
Der Mannheimer Sommer möchte — in Fortsetzung des erfolgreichen „Mannheimer Mozartsommers“ — den Blick noch weiter öffnen möchte auf die Fülle dessen, was die europäische Kultur hervorgebracht hat — und weiterhin hervorbringt! Gastspiele aus dem erweiterten Musiktheaterbereich ergänzen diese große Eigenproduktion: Performance, Tanz, Neue Musik, inszenierte Konzerte. Unterschiedliche Stile sind gefragt: vom klassischen Lied über Weltmusik bis zum Pop kann alles zur Grundlage für neuartige Musiktheaterabende werden.
TerminDO 09. bis SO 19. Juli 2020
AdresseNationaltheater Mannheim // Goetheplatz // 68161 Mannheim //
Kartentelefon: 0621 1680-150 // E-Mail: nationaltheater.kasse@mannheim.de
Kartentelefon: 0621 1680-150 // E-Mail: nationaltheater.kasse@mannheim.de
SpielorteNationaltheater Mannheim & Schloss Schwetzingen