„Verführung“ ist in dieser Saison das Motto der Schwetzinger SWR Festspiele, bei denen auch unsere Titelheldin, die Cellistin Raphaela Gromes, zu Gast sein wird. Gemeint damit ist zunächst die Verführung zum Genuss, zur Kunst, zu stimmungsvollen Konzertabenden und aufregenden Musiktheatererlebnissen. Gleichzeitig hat der Begriff aber auch eine düstere Bedeutung, die sich gerade auf der Weltbühne Bahn bricht: die Verführung von Macht, Gewalt und (vermeintlicher) Stärke, von einfachen „Lösungen“ statt mühsamer Kompromisse, von Destruktivität statt konstruktivem Miteinander. Diese Verführung, so hat es den Anschein, entfaltet eine fulminante Kraft, angesichts derer die Kultur fast hilflos wirkt. Doch gerade deshalb muss die Kunst weiter Fragen stellen, was uns als Menschen ausmacht, weiter Halt geben und weiter den Glauben aufrechterhalten, dass eine bessere Welt möglich ist. Und genau das tut sie auch. Sei es beim Heidelberger Frühling, der sich dem Umgang mit und der Bedeutung von Zeit widmet. Sei es beim Heidelberger Stückemarkt, der die kraftvolle Stimme des jungen Theaters feiert, oder bei Theaterhaus G7 und EinTanzHaus, die beide bei ihren Festivals unbequeme Fragen stellen. Dass auch die Geschichte Antworten geben kann, zeigen beispielhaft das MARCHIVUM mit einer Ausstellung über das Mannheim der 1920er-Jahre oder die Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, die ihr Themenjahr unter das Motto „Macht und Widerstand“ gestellt haben. Und das ist nur ein kleiner Auszug aus dem Programm, das Sie in diesem Frühjahr in der Kulturregion Rhein-Neckar erwartet. In diesem Sinne: Lassen Sie sich verführen!
Ihr KULTURMAGAZIN-Team