Wilhelm-Hack-Museum

„Den Alltag im Gepäck“

Herr Zimbelmann, was erwartet die Besucher in Ihrer Ausstellung?
Es werden Malereien auf Leinwand, Arbeiten auf Papier sowie Collagen zu sehen sein, die fast alle in der Zeit der Corona-Pandemie entstanden sind. Thematisch verbindet sie alle das intensive familiäre Miteinander in dieser außergewöhnlichen Zeit. Es handelt sich vornehmlich um Familien- und Selbstporträts, die verschiedene psychologische und emotionale Aspekte zwischenmenschlicher Beziehungen ausloten.

Auffallend ist Ihr Umgang mit sehr gegensätzlichen Materialien. Ein bewusster Dualismus?
Bei meinen Collagen macht die Widersprüchlichkeit des Materials den Reiz aus: Die Natürlichkeit des Holzes trifft auf die glatte Künstlichkeit der Plexiglasscheibe und bildet dadurch auch auf materieller Ebene eine Konfrontation oder ein Spannungsfeld, dem die Figuren auch inhaltlich auf psychologischer Ebene ausgesetzt sind.

Was steckt hinter dem außergewöhnlichen Titel „Der Himmel ELLENO“?
„Der Himmel Elleno“ ist eine Gedichtzeile von Ernst Herbeck, der mich die letzten zwei Jahre in immer wiederkehrender Lektüre begleitet hat. Interessant finde ich bei Herbeck die nüchterne Klarheit auf der einen und die träumerische Poesie auf der anderen Seite sowie seine mich immer wieder inspirierenden Wortschöpfungen. Ebenso wie Neologismen ein Stück aus der Alltagssprache heraustreten, verlasse ich beim Arbeiten im Atelier das reale Alltagsleben und trete in etwas Neues ein — den Alltag nur im Gepäck.

Spielt Literatur generell eine wichtige Rolle in Ihrem Schaffen?
Die Literatur ist eine wichtige Inspirationsquelle für mich, insbesondere Texte von W. G. Sebald und Klaus Theweleit, die den Arbeiten eine weit über den familiären Horizont gehende Ebene gesellschaftskritischer, aber auch poetischer Momente einwebt.
  • Waldemar Zimbelmann überrascht in seinen Arbeiten durch einen ungewöhnlichen Umgang mit Material und Technik. Holzschnitt, Öl- und Hinterglasmalerei bilden den materiellen Kontext, aus dem er sein geheimnisvolles Figurenensemble entwickelt. Der Himmel Elleno 95 x 53 cm,Collage, Öl auf Plexiglas, Holz, Velourpapier, 2020
  • Subtil lotet der Künstler in surrealistisch anmutenden Bildkonstruktionen das Zusammenspiel vermeintlicher Gegensätze aus und überführt sie in eine vielschichtige Bildsprache, die ihren Gegenstand in einer Überschneidung aus Figuration und Abstraktion hervorbringt. Ohne Titel, 140 x 95 cm, Öl auf Leinwand.
  • Waldemar Zimbelmann, ohne Titel, 2020, Öl auf Leinwand, 190 x 111 cm © Waldemar Zimbelmann

„Die Literatur ist eine wichtige Inspirationsquelle für mich.“

Poetisch wird es auch im Katalog zur Ausstellung, in dem Ihre Werke in einen Dialog mit Gedichten der Künstlerin Christina Pasedag treten. Wie kam es zu dieser Kooperation?
Mit Christina arbeite ich seit über zehn Jahren Seite an Seite im Atelier. Während der Corona-Pandemie fing sie an, assoziative Wortketten und Gedichte zu schreiben, während ich an meinen Bildern arbeitete. Wir hatten sehr viel Austausch und vieles aus diesen Gesprächen ist sowohl in ihren Texten als auch in meinen Bildern zu finden. Man kann sagen, wir haben beide — auf unsere jeweils sehr eigenwillige Weise — Gedanken und Gespräche verarbeitet und konzentriert, die sich in den letzten zehn Jahren aufgestaut und angesammelt haben. Diese beiden Parallelstränge im Katalog sollen eine erweiterte neue Wahrnehmung auf die Malereien eröffnen. ‹


Der Himmel ELLENO
07. November 2020 bis 31. Januar 2021, Rudolf-Scharpf-Galerie,
www.wilhelmhack.museum

Waldemar Zimbelmann wurde 1984 in Agadyr, Kasachstan, geboren und studierte bis 2010 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Zimbelmann lebt und arbeitet in Karlsruhe.
Bildnachweis:
Waldemar Zimbelmann, ohne Titel, 2020, Öl auf Papier, 50 x 40 cm © Waldemar Zimbelmann

Wilhelm-Hack-Museum

Wahrzeichen des Wilhelm-Hack-Museums ist seine Keramikfassade, die Joan Miró 1980 gestaltete. Heute gilt das Haus als das wichtigste Museum für die Kunst des 20. und 21.Jahrhunderts in Rheinland-Pfalz. Seine Schwerpunkte liegen auf der Klassischen Moderne, aber auch auf der konstruktiv-konkreten Kunst nach 1945. Profilierte Sonderausstellungen, Workshops und ein breit gefächertes Veranstaltungsprogramm machen das Museum zu einem kulturellen Zentrum von Ludwigshafen.
TerminSA 07. November 2020 bis SO 31. Januar 2021
AdresseWilhelm-Hack-Museum // Berliner Straße 23 // 67059 Ludwigshafen // Telefon 0621 5043045 // E-Mail: hackmuseum@ludwigshafen.de
ÖffnungszeitenDienstag, Mittwoch & Freitag 11–18 Uhr // Donnerstag 11–20 Uhr // Samstag, Sonntag & Feiertage 10–18 Uhr
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