BASF-Konzertprogramm

»Die Blockflöte hat mich gerettet«

Herr Steger, kleine Jungs wollen üblicherweise Schlagzeug oder E-Gitarre lernen. Was ist bei Ihnen schiefgelaufen?
Die Blockflöte hat mich eher gerettet, sonst wäre noch mehr schiefgelaufen in meiner Kindheit. Ich war ein kleiner, introvertierter Junge und die Blockflöte wurde zur Kommunikationspartnerin. Ich lernte mich auszudrücken, dank ihrer Ehrlichkeit und Direktheit, und daraus wurde eine Liebesbeziehung par excellence. So was wie Schlagzeug oder E-Gitarre war gar nichts für mich.

Während eine Oboe oder ein Waldhorn viel Übung erfordern, bevor man darauf einen wohlklingenden Ton erzeugen kann, springt die Blockflöte unmittelbar an.
Ist die Blockflöte insofern das ehrlichste Instrument?

Ja, das ist sie und das ist auch gut so. Wir müssen den Ansatz im Mund- und Lippenraum selbst bilden. Bis ein schöner Ton aus der Blockflöte kommt, dauert es aber auch schon ein bisschen. Sie ist nicht nur wegen der fehlenden Anblasvorrichtung das ehrlichste Instrument, es ist am Korpus nichts dran, was helfen könnte: Es gibt keine oder nur selten Klappen, keinen Mechanismus, der dem Spieler oder der Spielerin Komfort bieten würde, einfach nur Löcher. Da werden nicht nur die Töne gegriffen, wir machen auf diese Weise auch viele Klangeffekte in der Neuen Musik, Intonationskorrekturen oder Fingervibrato.

Umgekehrt liegt gerade in dieser Unmittelbarkeit eine Herausforderung für den Spieler. Es dürfte viel schwieriger sein, auf der Flöte einen individuellen Ausdruck, einen Personalstil zu entwickeln, oder?
Das mag sein. Es ist jedenfalls toll, wenn man einen Instrumentalisten wegen eines vorhandenen Personalstils aus vielen Blockflötenklängen heraushört. Das hat mit der Musikerpersönlichkeit, aber auch mit physiognomischen Gegebenheiten, der Technik im Mundraum, der Luftzufuhr im Körper und dem Instrument zu tun. Andererseits ist es doch auch bei Pianisten beispielsweise schwierig, eine individuelle Klangbildung herauszuhören, hier herrscht eine Vereinheitlichung im Klangideal durch die Instrumente weitgehend vor.

Die Blockflöte bringt man in erster Linie mit Barockmusik in Verbindung. Warum gibt es so wenig Repertoire für dieses Instrument in der Klassik und der Romantik?
Davor gibt es auch viel, dann eine Hochblüte im 17. und 18. Jahrhundert. Im Aufkommen der klassischen Musiksprache wurde der direkte und eher undynamische, reelle Klang der Blockflöte nicht mehr als zeitgemäß empfunden. Die Möglichkeiten der modischen Schattierungen und Wendungen in der spätklassischen Musik wie bei Beethoven oder der romantischen Klangausuferung kamen der Blockflöte gar nicht entgegen. Sie hat sich nicht den neuen Gepflogenheiten angepasst, geschweige denn entwickelt. Und darum ist sie für ihr Repertoire auch so fantastisch — die Blockflöte sollte als ein nicht universelles Instrument bezeichnet werden.

Wie viele unterschiedliche Flöten besitzen Sie?
Ich besitze rund 70 Instrumente, unterschiedlich in der Bauart, der Größe, der Stilistik, des Stimmtons und den individuellen Bedürfnissen wie unterschiedlichen akustischen Verhältnissen der Konzertsäle, der Mischfähigkeit mit anderen Instrumenten oder persönlichen Präferenzen.

Welche Musik hören Sie privat — oder genießen Sie abseits der Bühne lieber die Schönheit der Stille?
Die Stille. Und wenn ich Musik höre, dann hör ich ihr auch zu. Musik ist für mich kein Hintergrundgeräusch. ‹

Mehr Infos, Termine und Tickets zum Künstlerporträt Maurice Steger hier



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Ein Highlight nach dem anderen

Das BASF-Konzertprogramm der Saison 2024/25 verspricht viel frischen Wind. Wer sich für Popmusik mit Lokalkolorit oder Comedy aus der Region begeistert, wer auf deutschen Rock oder international erfolgreiche Acts steht, der wird im BASF-Feierabendhaus nicht enttäuscht. Dabei gilt: Schnell sein lohnt sich. Denn die Auftritte von Gregor Meyle, Pat Metheny und Gringo Mayer sind bereits ausverkauft. Erwartet werden außerdem die mehrfache Grammy-Gewinnerin Dianne Reeves, der Kurpfälzer Comedian Christian „Chako“ Habekost und die Jazzrausch Bigband.

Gleich drei Abende kombinieren Musik und Film: In Kooperation mit dem Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg präsentiert BASF Karl Bartos. Das ehemalige Mitglied der Kultband Kraftwerk hat dem Stummfilmklassiker Das Cabinet des Dr. Caligari ein neues Klanggewand verpasst. Das Programm Movie Classics lässt bekannte Hits der Filmgeschichte im Breitwandsound aufleben. Und die King's Singers laden mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ein auf eine bewegende Reise durch die schönsten Melodien aus 100 Years of Disney.

Das Künstlerporträt ist dem Blockflötisten Maurice Steger gewidmet. Gemeinsam mit dem La Cetra Barockorchester Basel präsentiert er ein Barockprogramm mit Werken von Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann. Mit dem KiKA-Moderator Juri Tetzlaff stellt Steger in einem Kinderkonzert die von ihm entwickelte Figur Tino Flautino vor. Im Sinfoniekonzert mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz tritt er als Solist auf und ein echtes All-Star-Ensemble vereint das Programm „Bach und mehr“. Neben Steger zählen dazu unter anderen die Gambistin Hille Perl, der Mandolinist Avi Avital sowie die Schauspielerin Martina Gedeck.

Weitere Höhepunkte sind die Gastspiele des Countertenors Philippe Jaroussky, der Sopranistin Annette Dasch, des Klavierwunderkinds Alexandra Dovgan, der Geigenlegende Gidon Kremer sowie des Nationalorchesters der Ukraine.

Informationen, Termine und das komplette Programm unter: www.basf.de/kultur
Bildnachweis:
Molina Visuals

BASF-Konzertprogramm

Mit mehr als 60 Veranstaltungen pro Jahr und verschiedenen eigenen Konzertreihen im Bereich klassische Musik, Rock/Pop und Jazz bietet das BASF-Kulturprogramm eines der vielfältigsten und interessantesten Kulturprogramme in der Metropolregion Rhein-Neckar.
AdresseBASF SE // FHG/TC – Z 24 Kunst und Kultur // Anilinstraße 2 // 67056 Ludwigshafen
SpielorteBASF-Feierabendhaus
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