Herr Grammel, aus welchen Gründen haben Sie sich für den Heidelberger Kunstverein entschieden?
Bei Kunstvereinen gibt es drei wichtige Faktoren: Die Architektur, die eine starke Vorgabe für jede Ausstellung ist und die ich in Heidelberg sehr spannend finde. Ein weiterer Faktor ist der Vorstand, der in Heidelberg akademisch geprägt ist. Ich bin mir sicher, dass anregende Dialoge geführt werden können. Der dritte Faktor ist das Budget. Der Heidelberger Kunstverein hat 800 Mitglieder und damit, auf die Stadt gerechnet, eine der höchsten Pro-Kopf-Mitgliederraten in Deutschland. Es gibt also viele Menschen, die sich für diese Institution interessieren und engagieren. Durch die Mitglieds- und Förderbeiträge sowie die Unterstützung der Stadt ist die finanzielle Situation so, dass man handlungsfähig ist. Die meisten Bereiche des Kunstvereins sind hell und licht. Werden Installationen und Skulpturen ein Schwerpunkt sein?
Auf jeden Fall ist die multimediale Installationskunst mein Schwerpunkt. Das heißt für mich, dass verschiedene Medien zusammengewoben werden zu ausstellungsartigen Settings.Sie sind Kulturwissenschaftler für ästhetische Praxis. Haben Sie einen anderen Blick auf Ausstellungen als ein Kunsthistoriker?
Als Kulturwissenschaftler ist mir immer daran gelegen, Kunst mit gesellschaftlichen Fragen zu verknüpfen. Ich möchte mit dem Publikum, den Kunstvereinsmitgliedern und den Künstler*innen gemeinsam Ausstellungen machen, auch um unsere Gegenwart besser zu verstehen. Der Kunstverein Heidelberg wurde schon 1869 gegründet. Ist diese Tradition eher eine Last oder eine Inspiration?
Es gibt eine Reihe von Kunstvereinen, die damals gegründet wurden, der älteste schon 1817. Das Tolle an den Kunstvereinen ist, dass sie Tradition haben und gleichzeitig Labore der Gegenwartskunst sind. Es sind die Orte, an denen Kurator*innen und Künstler*innen neue Objekte in einem experimentellen Freiraum kreieren können. Das Verrückte ist, dass das schon immer so war. Im 19. Jahrhundert wollten Bürger*innen Kunst als Mittel der Selbstaufklärung und der Selbstbildung einsetzen. Das ist ein progressiver und radikaler Gedanke der Aufklärung und macht bis heute alles aus, was in unserer Kultur aus meiner Sicht lebenswert ist — das Denken, Suchen und Versuchen, die Welt zu erkennen. Insofern ist diese Tradition keine Last, sondern etwas sehr Beflügelndes. Eröffnung der Ausstellungen mit Alice Creischer, Céline Condorelli und Philipp Timischl
12. Juni 2022, 16 Uhr
Heidelberger Kunstverein
hdkv.de
Bei Kunstvereinen gibt es drei wichtige Faktoren: Die Architektur, die eine starke Vorgabe für jede Ausstellung ist und die ich in Heidelberg sehr spannend finde. Ein weiterer Faktor ist der Vorstand, der in Heidelberg akademisch geprägt ist. Ich bin mir sicher, dass anregende Dialoge geführt werden können. Der dritte Faktor ist das Budget. Der Heidelberger Kunstverein hat 800 Mitglieder und damit, auf die Stadt gerechnet, eine der höchsten Pro-Kopf-Mitgliederraten in Deutschland. Es gibt also viele Menschen, die sich für diese Institution interessieren und engagieren. Durch die Mitglieds- und Förderbeiträge sowie die Unterstützung der Stadt ist die finanzielle Situation so, dass man handlungsfähig ist. Die meisten Bereiche des Kunstvereins sind hell und licht. Werden Installationen und Skulpturen ein Schwerpunkt sein?
Auf jeden Fall ist die multimediale Installationskunst mein Schwerpunkt. Das heißt für mich, dass verschiedene Medien zusammengewoben werden zu ausstellungsartigen Settings.Sie sind Kulturwissenschaftler für ästhetische Praxis. Haben Sie einen anderen Blick auf Ausstellungen als ein Kunsthistoriker?
Als Kulturwissenschaftler ist mir immer daran gelegen, Kunst mit gesellschaftlichen Fragen zu verknüpfen. Ich möchte mit dem Publikum, den Kunstvereinsmitgliedern und den Künstler*innen gemeinsam Ausstellungen machen, auch um unsere Gegenwart besser zu verstehen. Der Kunstverein Heidelberg wurde schon 1869 gegründet. Ist diese Tradition eher eine Last oder eine Inspiration?
Es gibt eine Reihe von Kunstvereinen, die damals gegründet wurden, der älteste schon 1817. Das Tolle an den Kunstvereinen ist, dass sie Tradition haben und gleichzeitig Labore der Gegenwartskunst sind. Es sind die Orte, an denen Kurator*innen und Künstler*innen neue Objekte in einem experimentellen Freiraum kreieren können. Das Verrückte ist, dass das schon immer so war. Im 19. Jahrhundert wollten Bürger*innen Kunst als Mittel der Selbstaufklärung und der Selbstbildung einsetzen. Das ist ein progressiver und radikaler Gedanke der Aufklärung und macht bis heute alles aus, was in unserer Kultur aus meiner Sicht lebenswert ist — das Denken, Suchen und Versuchen, die Welt zu erkennen. Insofern ist diese Tradition keine Last, sondern etwas sehr Beflügelndes. Eröffnung der Ausstellungen mit Alice Creischer, Céline Condorelli und Philipp Timischl
12. Juni 2022, 16 Uhr
Heidelberger Kunstverein
hdkv.de
Heidelberger Kunstverein
Der Heidelberger Kunstverein wurde 1869 von kunstinteressierten Bürgerinnen und Bürgern gegründet.Heute liegt der Fokus auf internationaler zeitgenössischer Kunst. Der Heidelberger Kunstverein gestaltet aktiv Produktion, Präsentation und Vermittlung von Gegenwartskunst und stellt sich der Herausforderung, ein öffentliches Forum für gesellschaftliche wie ästhetische Fragestellungen, kurz eine Institution der Zivilgesellschaft zu sein. Er gehört mit mehr als 800 Mitgliedern zu den mitgliedstarken und bundesweit beachteten Kunstvereinen. 2008 wurde der Heidelberger Kunstverein mit dem ADKV (Arbeitskreis Deutscher Kunstvereine)/Art Cologne Preis für herausragende Ausstellungs- und Vermittlungsarbeit ausgezeichnet.
AdresseHauptstraße 97 // 69117 Heidelberg // Tel. 06221 184086 // hdkv@hdkv.de
ÖffnungszeitenDienstag, Mittwoch & Freitag 12–19 Uhr, Donnerstag 15–22 Uhr, Samstag & Sonntag 11–19 Uhr
Infoswww.hdkv.de