› Das Museum wird zum Atelier. Oder viel eher zur Werkstatt. Denn als „sehr handwerksbasiert“ bezeichnet Michael Beutler seine riesigen Installationen, die meist genau dort entstehen, wo sie gezeigt werden. Das Ergebnis ist eine Wundertüte, sei es bei der Verwandlung der 3.000-Quadratmeter-Halle des Hamburger Bahnhof 2015 in Berlin in eine riesige Großbaustellenlandschaft oder die im Stil fernöstlicher Traumreiseziele anmutende „Pagode aus Aluminium“ im Lufthansa Aviation Center in Frankfurt. Die Arbeiten des Künstlers gehen einen Dialog mit dem Ort ein, der am Ende verwandelt aus dem Prozess hervorgeht.So ist es auch kein Zufall, dass ausgerechnet Beutlers Kunst in der ersten großen Sonderschau nach der Brandschutzsanierung im Wilhelm-Hack-Museum zu erleben ist. „Nach anderthalb Jahren Schließzeit wollen wir damit auch das Haus würdigen und einen frischen Blick auf die Architektur ermöglichen“, erklärt Kuratorin Astrid Ihle. „Zudem passt Michael Beutler mit seiner sehr eigenständigen bildhauerischen Position, die minimalistisch, konstruktiv und zugleich spielerisch ist, sehr gut zu den Schwerpunkten der Sammlung.“ Ein neues und ungewöhnliches RaumerlebnisDer gesamte Wechselausstellungsbereich des Museums wird für die Schau entkernt. „Michael Beutler ist dafür bekannt, mit seinen Arbeiten ein ganz neues und ungewöhnliches Raumerlebnis zu schaffen. Wir sind gespannt, was uns erwartet“, erklärt Ihle. Fest steht bereits, dass die Miró-Wand in irgendeiner Form miteinbezogen wird. Und dass er auch in Ludwigshafen nicht alleine arbeiten wird. An der Entstehung der Arbeiten sind häufig eine Vielzahl verschiedenster Akteur*innen beteiligt, denen der Künstler einen eigenen Spiel- und Aktionsraum gewährt und deren Ko-Autor*innenschaft und formgebende Rolle er selbst immer wieder betont. Gemeinsam arbeiten der Künstler und sein Team an eigens angefertigten Apparaturen, die auch während der Schau häufig noch zu sehen sind. „Die Maschinen ersetzen hier keine menschliche Arbeit, sondern ermöglichen alternative gemeinschaftliche Produktionsweisen“, erklärt Ihle. Die Suche nach Wegen zur Bearbeitung von Materialien und das gemeinschaftliche Schaffen an den Rauminstallationen sind typisch für Michael Beutler. Papier, Metall, Holz oder Kunststoffe werden so zu skulpturalen Modulen geformt und ihnen werden Formen abgerungen, die man bei den Werkstoffen nicht unbedingt für möglich gehalten hätte. Beutlers Installationen sind utopische Arbeits- und Lebensmodelle, die den traditionellen Produktions- beziehungsweise Werkbegriff und auch den Museumsraum als solchen hinterfragen. ‹Michael Beutler — Stardust
15. Juli bis 25. September 2022
Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
www.wilhelmhack.museum
15. Juli bis 25. September 2022
Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
www.wilhelmhack.museum
Bildnachweis:
Michael Beutler, Arbeitsmodell des Wilhelm-Hack-MuseumsWilhelm-Hack-Museum
Wahrzeichen des Wilhelm-Hack-Museums ist seine Keramikfassade, die Joan Miró 1980 gestaltete. Heute gilt das Haus als das wichtigste Museum für die Kunst des 20. und 21.Jahrhunderts in Rheinland-Pfalz. Seine Schwerpunkte liegen auf der Klassischen Moderne, aber auch auf der konstruktiv-konkreten Kunst nach 1945. Profilierte Sonderausstellungen, Workshops und ein breit gefächertes Veranstaltungsprogramm machen das Museum zu einem kulturellen Zentrum von Ludwigshafen.
AdresseWilhelm-Hack-Museum // Berliner Straße 23 // 67059 Ludwigshafen // Telefon 0621 5043045 // E-Mail: hackmuseum@ludwigshafen.de
ÖffnungszeitenDienstag, Mittwoch & Freitag 11–18 Uhr // Donnerstag 11–20 Uhr // Samstag, Sonntag & Feiertage 10–18 Uhr