Schlösser und Gärten Hessen

Unterwegs im Mittelalter

› „Wir reisen mit dir ins Mittelalter, in eine Zeit vor über 1.000 Jahren“, lädt eine Kinderstimme auf dem 25-minütigen Audioguide ein. Er führt zu sieben Stationen auf dem Klostergelände und wurde von der Klasse 4e der Wingertsbergschule in Lorsch produziert. Der Museumslauscher ist ein Projekt von Kindern für Kinder. Die Schülerinnen und Schüler haben die Texte selbst geschrieben und eingelesen. Gemeinsam mit der fiktiven Figur des jungen Klosterschülers Caesarius tauchen die Kinder-Guides in die Vergangenheit ein und lernen das einstige Leben im Kloster kennen. Und auch der Soundtrack einer mittelalterlichen Abtei begleitet die Gruppe: Vogelgezwitscher, Hühnergackern, Hämmern und Mönchsgesänge.

Eine spannende Expedition, denn Lorsch ist ein Ort geballter Kulturgeschichte. Das Kloster war ein bedeutendes Machtzentrum im Frankenreich und erlebte seine Blütezeit im frühen Mittelalter zur Zeit Karls des Großen. Im Jahr 774 war der Herrscher des expandierenden Großreiches, das politische und kulturelle Grundlagen Europas legte, sogar persönlich vor Ort. Karl machte das mit den Reliquien des Heiligen Nazarius ausgezeichnete Lorsch zum Reichskloster und damit zum Agenten seiner Politik, einer Kirchenreform und von Bildungsprogrammen.

Diese reiche Geschichte erklärt sich nicht von selbst, zumal von den Gebäuden nur Fragmente erhalten sind, unter anderem die berühmte Torhalle. Sie ist das am besten erhaltene karolingische Bauwerk nördlich der Alpen. Die anderen Relikte sind das Fragment einer Basilika aus dem frühen zwölften Jahrhundert und zwei Drittel der Klostermauer. „Die war mal so hoch wie vier Grundschüler“, staunt eine Sprecherin des Audioguides.

Diese Überreste haben Lorsch vor mehr als 30 Jahren den Welterbe-Status eingebracht. Die einstige Dimension des Klosters und seiner Gebäude lässt sich durch die Gestaltung des Geländes nachvollziehen: Die Grundrisse sind als Abdrücke auf dem Rasen erkennbar. Dennoch bedarf es Hintergrundinformationen und Vorstellungskraft, um sich in die Blütezeit des Klosters hineinzuversetzen.

Dabei hilft — neben den zahlreichen museumspädagogischen Angeboten der Welterbestätte — seit vergangenem Jahr der neue Museumslauscher. Produziert haben ihn die Viertklässler*innen mit Unterstützung zweier Mediencoaches von hr2-kultur, einer Museumspädagogin und ihrer Lehrerin. Der Audioguide gibt Kindern spannende Informationen an die Hand, damit sie das Gelände selbstständig erkunden können. An den verschiedenen Stationen treffen sie immer wieder auf den Klosterschüler Caesarius, der Episoden aus seinem Alltag erzählt: dass er in der Klosterschule Latein, Mathematik und Sternkunde paukt, dass es in der Fastenzeit neben Fisch auch Biberfleisch gibt und dass er heimlich Würfel spielt, ein Glücksspiel, das der Orden verboten hat.

Das Projekt Museumslauscher wurde bereits in anderen hessischen Museen erfolgreich umgesetzt, jeweils in Zusammenarbeit mit lokalen Schulen. Die Kinder und Jugendlichen gehen dabei immer ähnlich vor: Sie besuchen das Museum, wählen die für ihre Altersgruppe relevanten Themen aus und gestalten daraus ein lebendiges Hörspiel, bei dem die Stimmen mit passenden Geräuschen und atmosphärischer Musik unterlegt werden. Ziel ist es, Geschichte sinnlich erfahrbar zu machen, wie jetzt auch im Kloster Lorsch. Jenseits von Zahlen und Fakten erfahren die Kinder etwas über das Leben im Mittelalter. ‹


UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch
Öffnungszeiten — Klostergelände, Kräutergarten & Kloster Altenmünster sind ganzjährig bis zum Einbruch der Dunkelheit frei zugänglich.
Die Öffnungszeiten für Zehntscheune, Museumszentrum und Besucherzentrum finden Sie im Internet.
Königshalle und Freilichtlabor Lauresham sind nur im Rahmen von Führungen zugänglich.
www.kloster-lorsch.de
Bildnachweis:
UNESCO-Wetlerbe Kloster Lorsch, Torhalle, Foto: Michael Leukel

Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

Das UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch ist das bedeutendste Bauwerk, das die Hessische Schlösserverwaltung in der Metropolregion Rhein-Neckar betreut. Sein Freilichtlabor Lauresham zieht wie auch der romantische Staatspark Fürstenlager in Bensheim-Auerbach Jung und Alt an. Außerdem gehören auch die Burgen Auerbacher Schloss und Hirschhorn zum Einzugsgebiet der Hessen sowie das Erbacher Schloss mit den gräflichen Sammlungen und dem Deutschen Elfenbeinmuseum. Ein weiteres Kleinod ist die Einhardsbasilika in Michelstadt-Steinbach, eines der letzten Beispiele authentisch erhaltener karolingischer Architektur.
TerminFR 07. März 2025
AdresseStaatliche Schlösser und Gärten Hessen // Schloss // 61348 Bad Homburg v.d.Höhe // Telefon: 06172 9262-0 // E-Mail: info@schloesser.hessen.de
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