Reiss-Engelhorn-Museen

Geschmacksfragen

› Wie heißt es doch so schön: Das Auge isst mit. Und tatsächlich beginnen Essen und Trinken sowie der Verdauungsprozess bereits, bevor wir etwas in den Mund nehmen. Unser Gehirn verarbeitet zugleich gesehene Speisen und bereitet uns direkt auf sich bald einstellende Geschmackserlebnisse vor. Was unseren Augen nicht gefällt, kommt auch nicht so einfach in den Mund. Aber Vorsicht, nicht alles, was gut aussieht, ist auch bekömmlich. Ob man seinen Augen trauen kann, verrät eine besondere Brotzeit in der Ausstellung „Essen und Trinken — Reisen durch Körper und Zeit“. In den Reiss-Engelhorn-Museen stehen ab Oktober sowohl zeitgeschichtliche als auch die körperlichen Prozesse in Bezug auf das Thema „Essen und Trinken“ im Mittelpunkt. Entdecken, mitmachen und weiterdenken — lautet das Motto.

Die Schau wird in zwei Teilen präsentiert: Im Museum Weltkulturen wartet auf die Besucher*innen keine zähe Kost, obwohl es unter anderem auch ums gründliche Kauen geht. Bei einer Reise durch den menschlichen Körper folgen sie der Nahrung durch ein Tunnelsystem vom Mund über Speiseröhre und Magen bis in den Darm. An interaktiven Stationen lässt sich erkunden, wie Geschmack entsteht, wie Enzyme arbeiten, welche Bedeutung die einzelnen Organe haben und wie die Nährstoffe ins Blut gelangen. Kritisch hinterfragt werden auch Kohlenhydrate im Zucker. Ebenfalls auf dem Programm steht die Begegnung mit einem unbeliebten und dennoch wohlbekannten Begleiter, dem inneren Schweinehund: Warum greifen wir trotz besseren Wissens zu ungesunder Nahrung?
  • Zuckersüß — Zuckerdose aus Frankenthaler Porzellan. Im 18. Jahrhundert galt der Zucker von den Kanarischen Inseln — der sogenannte „Canarienzucker“ — als eine der feinsten und reinsten Zuckersorten © rem, Foto: Jean Christen, Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim, Frankenthaler Porzellan Mitte 18. Jh.
  • Griff in Spargel-Form aus dem 2.-3. Jh. n. Chr.© GDKE, LA-Speyer; Terra Sigillata Museum / B. Thoma
  • Wird im Ausstellungsteil „Zeitreise“ im Museum Zeughaus präsentiert: Eine neolithische Rinderfiguraus der Zeit 5300-4900 v. Chr. © LVR-Landesmuseum Bonn: Jürgen Vogel
  • Küchenhortfund aus der Römerzeit © Historisches Museum der Pfalz Speyer, Fotograf: Peter Haag-Kirchner
Im Museum Zeughaus führt eine kulturhistorische Zeitreise zurück bis in die Altsteinzeit. Damals begann der Mensch, Feuer zum Zubereiten der eigenen Speisen zu nutzen, und von dort aus führt die Schau durch verschiedene Epochen der europäischen Geschichte bis zu einem „Markt der Zukunftsmöglichkeiten“. Im Fokus stehen Meilensteine der Nahrungsgeschichte, aber auch Themen wie Nachhaltigkeit bei den eiszeitlichen Rentierjägern, Take-away-Angebote im alten Rom, das Verzehren von Insekten in der frühen Neuzeit, Fleischverzicht und Reformbewegung um 1900. Außerdem wird erklärt, was Pizza mit Globalisierung und regionaler Identität zu tun hat. Schnell stellt sich dabei die Erkenntnis ein, dass es vieles vermeintlich Moderne schon viel früher gab und es nur zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten ist. Exponate wie eine neolithische Rinderfigur aus der Zeit um 5300 bis 4900 vor Christus (Bild links, Mitte) oder ein Griff in Spargelform (Bild rechts) aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert nach Christus illustrieren die Speisevorlieben unserer Vorfahren, die den unseren doch an manchen Stellen gar nicht so unähnlich waren. Und selbstverständlich gibt’s auch wieder was zum Mitmachen: Wer möchte, kann das eigene Talent etwa beim Feuermachen oder Melken unter Beweis stellen. ‹

Essen und Trinken — Reisen durch Körper und Zeit
13. Oktober 2024 bis 27. Juli 2025
Reiss-Engelhorn-Museen, Museum Weltkulturen D5 & Museum Zeughaus C5
rem-mannheim.de


Die Genussreise geht weiter

Begleitend zur Ausstellung „Essen und trinken“ präsentieren die Reiss-Engelhorn-Museen zwei weitere Ausstellungen zum Thema.

Gabriele Galimberti: In Her Kitchen

Mit „In Her Kitchen“ begibt sich Gabriele Galimberti (*1977) auf eine fotografisch-kulinarische Reise durch die Küchen dieser Welt. Der italienische Fotograf, der 2021 den World Press Photo Award erhielt, nahm rund um den Globus Großmütter in ihren heimischen Küchen und mit ihrem Lieblingsgericht auf. Seine insgesamt 58 Porträts dokumentieren die universelle Sprache von Essen, Familie und Gastfreundschaft.
  • Brigitta Fransson, Stockholm, Schweden, kocht Inkokt Lax (pochierten Lachs und Gemüse)
  • Doris Russel, Gut Ollesheim, Deutschland, kocht Arme Ritter
  • Miraji Mussa Kheir, Bububu, Sansibar, kocht Wali na Mchuzi Wa Mbogamboga (Fisch, Reis und Gemüse in grüner Mango-Soße)
Wo immer er als Couchsurfer nächtigte, bat er seine Gastgeber*innen darum, deren eigene oder andere ihnen bekannte Großmütter zu treffen, mit ihnen kochen und essen zu dürfen. Dabei erfuhr er nicht nur viel über die Lebensgeschichten der Frauen. Vielmehr wurde jede dieser Begegnungen zu einer ganz individuellen Annäherung an Zutaten und Zubereitungstechniken der jeweiligen Landesküche und offenbarte intime Einblicke in den hohen Stellenwert, den das Kochen als Ausdruck von kultureller Identität, Stolz und Liebe haben kann.
10. November 2024 bis 06. Juli 2025, Reiss-Engelhorn-Museen, ZEPHYR — Raum für Fotografie, rem-Stiftungsmuseen, C4,12
rem-mannheim.de

  • Silhouettenglas (Empire)
    © rem, Foto: Rebecca Kin

Zum Wohl! Gläserne Trinkgeschichten

Ob durchsichtig oder opak, einfarbig oder buntschillernd, gegossen oder geblasen, bemalt oder geschliffen — aus ganz unterschiedlich gestaltetem Glas werden bis heute verschiedenste Trink- und Schankgefäße hergestellt. Vom antiken Sturzbecher bis zum beliebten Schoppenglas: Gläser geben einen Einblick in die Techniken der Glasherstellung und erzählen Geschichten zur Entwicklung unserer Trinkkultur. In der Sonderausstellung „Zum Wohl!“ werden ausgewählte Glasgefäße von der Antike bis zur Gegenwart gezeigt.
10. November 2024 bis 6. Juli 2025, Reiss-Engelhorn-Museen, rem-Stiftungsmuseen C4,12
rem-mannheim.de
Bildnachweis:
Barockes Stillleben
Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim
Stillleben mit Früchtekorb, Hummer in Delfter Schale und Trinkgefäßen Künstler: Alexander Coosemans
Öl auf Leinwand um 1660. Wird im Ausstellungsteil „Zeitreise“ im Museum Zeughaus präsentiert.© rem, Foto: Jean Christen
„Brotzeit“ © Naturkunde- und Mammut-Museum Siegsdorf

Reiss-Engelhorn-Museen

Die Reiss-Engelhorn-Museen sind ein international agierender Museumsverbund mit vier Ausstellungshäusern im Herzen Mannheims. Ihr breites Sammlungsspektrum und ihre Sonderausstellungen vermitteln kulturgeschichtliche Vergangenheit und Gegenwart. Außerdem werden drei Forschungseinrichtungen betrieben. Mit all diesen Aktivitäten haben sich die Reiss-Engelhorn-Museen weit über die Region hinaus einen Namen gemacht.
AdresseReiss-Engelhorn-Museen // Museum Weltkulturen D5 // 68159 Mannheim // Telefon: 0621 2933150 // E-Mail: reiss-engelhorn-museen@​mannheim.de
ÖffnungszeitenDienstag bis Sonntag (auch an Feiertagen) 11–18 Uhr
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