Alles, was krabbelt und fliegt, begeistert ihn. In seiner Freizeit präpariert der Chemiker Carl Bosch Schmetterlinge und Käfer, piekst sie auf Nadeln, beschriftet und archiviert sie. Bekannter ist der Industrielle und Wissenschaftler natürlich durch die Entwicklung des Haber-Bosch-Verfahrens zur Ammoniaksynthese, das die industrielle Erzeugung von Kunstdünger möglich macht. Dafür erhält er im Jahr 1931 den Nobelpreis für Chemie.Zu Hause tüftelt und sammelt er indes leidenschaftlich gern. Das Konvolut wächst und wächst, sodass sein Wohnhaus am Heidelberger Schloss-Wolfsbrunnenweg aus allen Nähten zu platzen droht. Kurzerhand kauft Bosch die Nachbarvilla, um dort seine Sammelobjekte zu verstauen — Schmetterlinge und Käfer genauso wie Moose, Flechten, Mineralien oder Schneckengehäuse. Und weil er rund um die Uhr aktiv zu sein scheint, lässt er sich auch noch zwei Sternwarten in den Garten bauen. „Carl Bosch ist eine faszinierende Person, nicht nur wegen seiner beruflichen Karriere, sondern auch wegen seiner vielfältigen privaten Interessen. Er hat viele Themen der Naturwissenschaften abgedeckt“, sagt Sabine König. Sie ist seit zehn Jahren die Geschäftsführerin des Carl Bosch Museums, das sich dem Leben des berühmten Chemikers widmet und in seinem ehemaligen Garagenhaus untergebracht ist. Gerda Tschira, die Witwe des SAP-Mitbegründers Klaus Tschira, hat das Museum 1998 gegründet. Die Exponate der Dauerausstellung reichen von persönlichen Gegenständen wie einer Schaukelbadewanne, Boschs Reisepass oder Nachbildungen der Nobelpreismedaille bis hin zu Teilen einer Haber-Bosch-Anlage. Ausstellungsobjekte zu finden, die Geschichten erzählen, erforderte viel Akribie. Von Bosch selbst, sagt König, gebe es leider nur wenige Zeugnisse, da er nicht viel verschriftlicht habe. Dennoch weiß man, dass er einen Maybach besaß. Damit ließ er sich täglich von seinem Chauffeur zur BASF nach Ludwigshafen fahren, deren Vorstandsvorsitzender er von 1919 bis 1925 war. Ein Auto dieser Marke steht auch heute hinter den grünen Garagentoren des Museums. In dem hübschen Häuschen parkten jedoch nicht nur die Limousinen des Hausherrn, hier lebten auch der Chauffeur und der Gärtner. In ihren Wohnräumen befindet sich heute die Dauerausstellung. Um mehr Platz für Wechselausstellungen zu haben, kam 2007 auf dem Gelände noch das Museum am Ginkgo hinzu. Hier sind regelmäßig naturwissenschaftliche Sonderausstellungen zu sehen. Bodenschätze waren schon ein Thema, ebenso optische Illusionen oder nachhaltige Chemie. Zum 150. Geburtstag von Carl Bosch präsentiert das Museum eine Schau zu dessen Lieblingsthema „Astronomie“. Ein Ausflug an den Schlossberg lohnt sich!Ausstellung „Astronomie für alle“
bis 27. April 2025
Carl Bosch Museum, Heidelberg
carl-bosch-museum.de
bis 27. April 2025
Carl Bosch Museum, Heidelberg
carl-bosch-museum.de
Bildnachweis:
© Carl Bosch MuseumCarl Bosch Museum Heidelberg
Das technikhistorische Museum widmet sich dem Leben und Wirken des Chemikers und Nobelpreisträgers Carl Bosch (1874–1940). In seinem ehemaligen Garagenhaus können Besucher*innen den Wirtschaftsführer und Nobelpreisträger, aber auch den Käfersammler und Astronomiebegeisterten kennenlernen. Zusätzlich zur Dauerausstellung zeigt das Haus auch regelmäßig Sonderschauen zu wissenschaftlichen Themen.
AdresseCarl Bosch Museum gGmbH // Schloss-Wolfsbrunnenweg 46 // 69118 Heidelberg // Tel. 06221 603616 // E-Mail: kontakt(at)carl-bosch-museum.de